Einmal mehr steht Uber-Chef Travis Kalanick in der Kritik.

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Seit Jahren steht der Fahrtvermittlungsdienst Uber im Dauerdisput mit Behörden und Taxigewerkschaften. Doch selten hat das öffentliche Ansehen des auf 70 Milliarden Dollar geschätzten Unternehmens so sehr gelitten, wie in den vergangenen Monaten. Im Jänner deinstallierten 200.000 Nutzer die Uber-App, weil Uber trotz eines Streiks von New Yorker Taxifahrern gegen den Einwanderungserlass von Donald Trump Fahrten durchgeführt hatte. Anfang Februar verließ CEO Travis Kalanick auf öffentlichen Druck das Beraterteam des neuen US-Präsidenten.

Kurz darauf veröffentlichte eine ehemalige Angestellte einen Blogpost über ihre Erlebnisse bei Uber. In diesem erhob sie schwere Anwürfe gegen das Unternehmen, reichend von Organisationschaos bis hin zur Untätigkeit gegen einen Manager, der mehrfach mit sexuellen Avancen gegenüber Mitarbeiterinnen aufgefallen war.

Firmenchef streitet mit Fahrer

Jetzt ist Kalanick einmal mehr persönlich in der Kritik. Ein Uber Fahrer, Fawzi Kamel, hat eine Videoaufzeichnung an Bloomberg übermittelt. Darin zu sehen ist eine Fahrt mit Kalanick und zwei unbekannten Frauen auf der Rückbank. Gegen Ende des Clips entsteht eine Diskussion zwischen dem CEO und dem Chauffeur, nachdem Kalanick zuvor noch gegenüber seinen Mitfahrerinnen erklärt, er würde sicher stellen, dass "jedes Jahr ein hartes Jahr" sei.

Der Fahrer beklagt sich über die stetig fallenden Tarife für Uber-Fahrten. Kalanick entgegnet, dass diese Senkungen zwingend erforderlich gewesen seien, um sich gegen Konkurrenten wie Lyft behaupten zu können. Schließlich wirft Kamel dem Firmenchef vor, beinahe 100.000 Dollar aufgrund des unberechenbaren Geschäftsgebarens von Uber verloren zu haben.

Bloomberg

"Bullshit!"

Dieser Vorwurf versetzt Kalanick sichtlich in Rage und die Konversation entgleitet. Der Uber-CEO streitet den Vorwurf vehement ab ("Bullshit!"). "Wir haben mit 20 Dollar angefangen. Was kostet die Meile jetzt – 2,75 Dollar?", ergänzt Kamel. "Manche Leute wollen einfach nicht die Verantwortung für ihre eigene Scheiße übernehmen", entgegnet Kalanick daraufhin wütend und verlässt das Auto.

Kalanick gelobt Besserung

Der Mitschnitt hat einmal mehr Kritik am Uber-Gründer laut werden lassen. Dieser hat nun via Rundmail an die Uber-Belegschaft eine Entschuldigung lanciert, berichtet The Verge. Er verspricht, Verantwortung abzugeben.

"Zu sagen, dass ich mich schäme, ist eine extreme Untertreibung", so das Schreiben. "Als Firmenchef ist es meine Aufgabe, das Unternehmen zu führen. Und das beginnt damit, mich auf eine Art und Weise zu verhalten, die uns alle stolz macht." Das Video und die Kritik seien eine Erinnerung, "dass ich mich fundamental ändern und erwachsen werden muss. (…) Ich benötige Hilfe bei der Führung und habe vor, sie mir zu holen." Er entschuldige sich außerdem bei seinem Fahrer, seinem Team und allen Uber-Chauffeuren.

Den Worten müssen freilich noch Taten folgen. Seine Formulierung legt nahe, dass er künftig einen Teil seiner Agenden an andere Manager abgeben könnte. Eine Maßnahme, die nicht nur notwendig erscheint, sondern auch vertrauensbildend gegenüber den Investoren von Uber wirken könnte, die ob der Verfehlungen in letzter Zeit nicht all zu begeistert sein dürften. (gpi, 01.03.2017)