Rettung naht. Die Tage werden länger, das Grau weicht aus der Stadt, es scheint, als zahlte es sich aus, den Winterschlaf zu beenden. Doch kaum sind unsere Lebensgeister dabei aufzutauen – von Erwachen kann noch nicht die Rede sein -, werden wir unerbittlich in die Realität hineingesogen.

Digitalpostalisch erreichen uns Anregungen zu Aktivitäten sonder Zahl; Schluss mit dem faulen Frühlingserwarten. Der Februar ist kaum vorbei, begrüßt man uns bereits mit "Frohe Ostern!" und guten Tipps, etwa wie wir "beim Osterbrunch" mit unserem "Augenaufschlag alle verzaubern" werden. (Mit gefärbten Wimpern nämlich; "Preis auf Anfrage".)

"Perfekt gestylt" sollen wir uns "auf die Suche nach Ostereiern machen" (halten die so lang?), gewandet im Designer-Dirndl um 950 Euro. Und weil Zeit und Körperumfang auch nach Ostern nicht stillstehen werden, wird uns empfohlen, "über die diesjährige Bikinifigur" nachzudenken, konkret über zweckdienliche "non-invasive" Behandlungen (ab 400 Euro).

Und dann? Ja! Dann werden wir einmal so richtig helle. Mit der "Behandlung Blonde Wand" wird unser Haar "in nur einer Minute um sieben Nuancen heller", verspricht man uns. Doch vielleicht hauen wir auf den Putz und lassen das Zeugs zwei Minuten einwirken. Vierzehn Nuancen Erhellung: Das wollten wir schon immer.

Aber vorher schlafen wir noch den Winter weg. (Renate Graber, 28.2.2017)