Wien/Hollywood – Das ging nach hinten los: Man sende schon seit zwei Stunden, und Donald Trump habe immer noch nichts dazu getwittert, war Moderator Jimmy Kimmel vielleicht auch etwas enttäuscht über ausbleibende Resonanz auf seine Sticheleien während der Oscar-Gala. "Ich fange an, mir Sorgen um ihn zu machen", meinte er und schickte daraufhin live von seinem Smartphone einen Tweet an den Präsidenten: "Hey, @realDonaldTrump, bist Du wach?".

Jetzt hat Trump sich aber gemeldet – und die Panne bei der Verkündung des Besten Films – "La La Land" wurde fälschlicherweise statt "Moonlight" aufgerufen – dient ihm als Vorlage. "Ich denke, sie waren so sehr auf die Politik fokussiert, dass sie am Ende nicht mehr die Kurve gekriegt haben. Es war ein bisschen traurig", verkündete der US-Präsident am Montag via Newswebsite Breitbart. Und setzte im Interview fort, zudem sei ihm der Abend "nicht sehr glamourös" vorgekommen. "Es hat etwas sehr Spezielles gefehlt" und am Ende sei es "traurig" gewesen. Er muss es wissen, sei er selbst sei ja auch schon ein paar Mal bei der Veranstaltung dabei gewesen.

Ähnlicher Meinung dürften auch zahlreiche Amerikaner gewesen sein: So wenige Menschen wie seit fast zehn Jahren nicht mehr haben die diesjährige Oscar-Gala in den USA live im Fernsehen verfolgt. Rund 32,9 Millionen Menschen sahen sich die vom TV-Sender ABC übertragene Veranstaltung an, berichteten US-Medien am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf die Datenerhebungsfirma Nielsen. Weniger Zuschauer habe es zuletzt 2008 gegeben, als 32 Millionen die Gala verfolgten – die niedrigste Zuschauerzahl seit Beginn der Erhebungen 1974. 2016 hatten 34,2 Millionen Menschen zugeschaut.

Die Academy bedauert

Indes entschuldigte sich die Oscar-Academy offiziell für die Panne bei der Verleihung des wichtigsten Filmpreises. "Wir bedauern zutiefst die Fehler, die während der Oscar-Verleihung in der Kategorie Bester Film gestern Abend gemacht wurden", teilte sie in einer Stellungnahme am Montagabend (Ortszeit) mit.

"Wir bitten die gesamten Besetzungen und Crews von 'La La Land' und 'Moonlight' um Verzeihung." Die Entschuldigung gelte auch den Schauspielern Warren Beatty und Faye Dunaway, die den falschen Preisträger verkündet hatten, den Filmemachern und den TV-Zuschauern weltweit.

Das Wirtschaftsprüfunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC), das die Abstimmung über die Preise überwacht, übernahm die komplette Verantwortung für die Kuvert-Panne und sprach von menschlichem Versagen. Die Academy vertraue PwC seit 83 Jahren die Auszählung der Wahl und die Übermittlung der Ergebnisse an, heißt es in der Stellungnahme der Academy. Man habe die Vorfälle untersucht und werde nun über angemessene Konsequenzen beraten. Die Integrität der Oscars müsse erhalten bleiben.

Pannenfreude

Vergnügen ob der Fehlverkündung äußerte hingegen der 21-jährige "Moonlight"-Schauspieler Ashton Sanders. Er fand sie nicht schlimm. "Ehrlich gesagt: So war es noch viel aufregender".

Mittlerweile kann aber auch Kimmel selbst über den Fehler lachen, wie ein Auftritt in der jüngsten Ausgabe seiner Show auf ABC belegt. Aber auch seine Kollegen in der Branche wissen ihn auzuschlachten. Etwa der britische US-TV-Comedian James Corden, der für seine "The Late Late Show" den Song "Audition (The Fools Who Dream)" des fast-besten Films "La La Land" umtextete und sich als Mia Dolan, im Original gespielt von Emma Stone, die für die Rolle den Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann, verkleidete.

The Late Late Show with James Corden

Aus der Zeile "Here's to the ones who dream, foolish as they may seem" ("Auf die, die träumen, so naiv sie auch scheinen mögen") zum Beispiel macht Corden "Here's to the ones who lose, God, I need so much booze" ("Auf die, die verloren haben, Gott, ich brauche so viel Alkohol"). (wurm, APA, 28.2.2017)