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Viola Davis gewann den Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre schauspielerische Leistung in "Fences".

Foto: Reuters/DANNY MOLOSHOK

Man solle doch bitte nicht so naiv sein und glauben, dass sich in Hollywood etwas verändern würde, meinte Viola Davis im Vorfeld der Oscarverleihung, nur weil neben ihr noch zwei weitere afroamerikanische Schauspielerinnen, nämlich Octavia Spencer (Hidden Figures) und Naomie Harris (Moonlight), als beste Nebendarstellerin nominiert seien. Es gäbe immer noch ein Ungleichgewicht, und es sei reiner Zufall, dass sich im vergangenen Jahr genügend interessante Rollen für afroamerikanische Frauen gefunden hätten. Dieses Bild könne sich rasch wieder ändern, und die Aussichten auf das kommende Jahr sähen nicht besonders rosig aus.

Davis, für ihre beeindruckende Darstellung an der Seite von Denzel Washington in Fences ausgezeichnet, könnte recht behalten. Denn auch wenn die Academy als Reaktion auf die harsche Kritik an der mangelnden Diversität ihrer Mitglieder zuletzt ihre Anzahl um 683 neue Stimmen – darunter viele Frauen und Angehörige ethnischer Minderheiten – aufstockte, werden sich Veränderungen nur langsam zeigen.

Zeitgemäße Bilder

Als Halle Berry vor fünfzehn Jahren als erste afroamerikanische Schauspielerin den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekam, sahen manche bereits die Wende gekommen – und mussten bald erkennen, dass dieser denkwürdige Abend, an dem auch Denzel Washington seine Auszeichnung als bester Hauptdarsteller bekam, die Ausnahme geblieben war. Doch es geht um eine Form der Symbolik, für die der wichtigste Filmpreis der Welt jahrzehntelang eben kaum Bewusstsein entwickelte.

Das betrifft nicht nur ein zeitgemäßes Bild, das die Unterhaltungsindustrie von sich selbst entwirft – es ist auch jenes Bild, mit dem sich diese Industrie ihrem eigenen Publikum gegenüber präsentiert, von dem sie abhängig ist. Die Akteure vor der Kamera sind hier jedenfalls mehr als nur Repräsentanten.

Größer werdende Kluft

Eine andere Frage ist, inwieweit Filme wie Moonlight oder Fences mit ihrer Agenda überhaupt ein breiteres Publikum erreichen können. Denn angesichts der immer größer werdenden Kluft zwischen einem hochbudgetierten Blockbusterkino und kleineren – und das heißt vor allem billigeren – Produktionen fällt es oscarkompatiblen Arbeiten zunehmend schwer, sich gegen die Dominanz von Superhelden und Animationsfilmen durchzusetzen. Sogar die Kopienanzahl eines künstlerisch hochgelobten und 2014 mit drei Oscars prämierten Dramas wie Steve McQueens 12 Years a Slave wurde auf dem US-Markt erst schrittweise aufgestockt.

Dafür müssen jedenfalls auch afroamerikanische Filmemacher, die sich einer historischen Bewusstseinsbildung verschreiben, künstlerische Kompromisse eingehen, wie sich unlängst am vieldiskutierten The Birth of a Nation zeigte. Dafür wurde das von Nate Paker inszenierte Rachedrama über einen Sklavenaufstand 1831 auf dem Festival von Sundance auch für eine Summe von 17,5 Millionen Dollar von Centfox gekauft – der teuerste Abschluss in der Geschichte des traditionsreichen Independentfestivals. (Michael Pekler, 28.2.2017)