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Laut dem Frontex-Direktor müssen die Rettungseinsätze der NGOs untersucht werden.

Foto: AP Photo/Santi Palacios

Berlin – Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat die Rettungseinsätze von Hilfsorganisationen im Mittelmeer vor Libyen kritisiert. Die Geschäfte krimineller Netzwerke und Schlepper in Libyen sollten nicht noch dadurch unterstützt werden, dass die Migranten immer näher an der libyschen Küste von europäischen Schiffen aufgenommen würden, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der "Welt". Das führe dazu, dass Schlepper noch mehr Migranten auf die seeuntüchtigen Boote zwängen.

Steigende Zahl von Überfahrten erwartet

"Zuletzt wurden 40 Prozent aller Aktionen durch Nichtregierungsorganisationen durchgeführt", sagte Leggeri. "Das führt auch dazu, dass es für die europäischen Sicherheitsbehörden schwerer wird, über Interviews der Migranten mehr über die Schleppernetzwerke herauszufinden und polizeiliche Ermittlungen zu starten."

Leggeri rechnet damit, dass die Zahl der Migranten, die über Libyen kommen, in diesem Jahr erneut steigt. Seit Jahresbeginn hätten trotz schlechten Wetters bereits mehr als 4.500 Menschen die Überfahrt nach Italien gewagt. "Hunderttausende Migranten leben derzeit in Libyen", sagte Leggeri. "Aus Westafrika reisen zudem weiterhin viele in die libyschen Küstenorte."

Auffanglager in Libyen

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani fordert die Errichtung von Auffanglagern für Flüchtlinge in Libyen. "Es wär richtig, Auffanglager in Libyen zu installieren. Die EU sollte zu diesem Zweck ein Abkommen mit Libyen vereinbaren", sagte Tajani den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Lager müssten aber eine gewisse Grundausstattung wie eine ausreichende Zahl an Ärzten und genügend Medikamente haben.

"Man muss Mittel zur Verfügung stellen, dass die Menschen dort ein paar Monate oder Jahre in Würde leben können", sagte Tajani. "Auffanglager dürfen keine Konzentrationslager werden." Wenn es gelänge, die vor allem im westlichen Afrika wütende nigerianischen Islamistengruppe Boko Haram zu beseitigen, sollten die Flüchtlinge wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. (APA, 27.2.2017)