Frankfurt/London/Brüssel – Die geplante Fusion der Deutschen und der Londoner Börse droht zu scheitern. Die London Stock Exchange (LSE) bezeichnete es am Sonntag als "höchst unwahrscheinlich", dass sie neuen Auflagen der EU-Wettbewerbshüter nachkommen werde. Demnach hat die EU-Kommission die LSE zuletzt aufgefordert, auch ihre Mehrheitsbeteiligung an der italienischen Handelsplattform MTS aufzugeben.

Die LSE habe die Forderungen geprüft und könne sie nicht erfüllen, erklärte die LSE-Spitze. Die Kommission hatte Mitte Februar neue Bedenken angemeldet und der LSE eine Frist bis Montagmittag gesetzt, um Vorschläge für eine Veräußerung von MTS zu machen.

Endgültige Entscheidung Ende März

Die LSE-Führung erklärte dazu am Sonntag, es sei "höchst unwahrscheinlich" dass ein "Verkauf von MTS auf befriedigende Weise zuwege gebracht" werden könne. Die Deutsche Börse bestätigte die Entscheidung zu MTS. Eine endgültige Entscheidung Brüssels werde nun bis Ende März erwartet.

Zuletzt waren die Deutsche Börse und die LSE den EU-Wettbewerbshütern noch einmal entgegengekommen. Um Bedenken aus dem Weg zu räumen, schlugen sie als sogenannte Abhilfemaßnahme förmlich den Verkauf des Clearinghauses LCH Clearnet vor. LCH Clearnet ist ebenfalls eine Filiale der LSE.

Prüfverfahren durch Kommission eröffnet

Es ist bereits das dritte Mal nach 2000 und 2005, dass die Deutsche Börse versucht, die LSE zu übernehmen. Der Betreiber des Handelsplatzes in Frankfurt hatte das Vorhaben im vergangenen März angekündigt, die Pläne gerieten allerdings durch das Brexit-Votum ins Straucheln.

Die Londoner Börse betreibt auch die Börse in Mailand, durch den Zusammenschluss würde ein Schwergewicht auf dem europäischen Börsenmarkt entstehen. Die EU-Kommission eröffnete daher Ende September ein eingehendes Prüfverfahren. (APA, Reuters, 26.2.2017)