Seijun Suzuk drehte seine Filme angeblich aus "Langeweile".

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Wien – Langeweile soll sein stärkster kreativer Antrieb gewesen sein. Als Seijun Suzuki von den immer gleichen Plotkonstruktionen der Fließbandproduktionen beim Nikkatsu-Studio übersättigt war, verlagerte er sein Augenmerk ins Stilistische.

Rustbilly

Schleichend verwandelten die Filme ihr Gesicht: In dem Streifen Tokyo Drifter (1967), einem der besten Beispiele, wurde aus der Geschichte eines Yakuza-Gangsters, der sich nicht zurückziehen kann, eine schillernde Fantasie in monochrom leuchtenden Dekors. Suzuki ging es um die Spannung zwischen Anwesendem und Abwesendem, im Westen meinte man später, den Einfluss von Pop-Art und Free Jazz erkennen zu können.

Sieg vor Gericht

Wie auch immer, Suzuki verlor nach Branded to Kill (1968) seinen Posten, weil das Studio seine Filme als "unverständlich" und "erfolglos" eingestuft hatte. Nikkatsu zog alle Kopien der Filme aus dem Verkehr. In der Aufbruchsstimmung Ende der 1960er-Jahre wurde der japanische Regisseur, der gegen seine Entlassung vor Gericht ging und gewann, dann doch noch zum Helden. Suzukis Filme, die heute auf so renommierten DVD-Labels wie Criterion vertrieben werden, haben in ihrer Mischung aus visueller Abstraktion und Coolness inzwischen eine ganze Generation von Filmemachern beeinflusst.

Quentin Tarantino und Jim Jarmusch zählen zu seinen Bewunderern. Bereits am 13. Februar ist, wie erst jetzt bekannt wurde, Seijun Suzuki im Alter von 93 Jahren in Tokio gestorben. (kam, 26.2.2017)