"Keeping Up with the Kattarshians"

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Gudni, Ronja, Stubbur und Bríet sind gerade ausgezogen. Sie haben ihre Stockbetten ungemacht zurückgelassen, die weißen Flokatidecken hängen zerzaust über den Kanten. Sogar die Kugelsessel blieben umgestürzt im Raum liegen. Und tschüss! Was soll man machen, Katzen sind unbelehrbar! Deren gelebter Eigensinn ist reinstes Spektakel. Deshalb boomen Katzencafés und Katzenvideos und Katzenfotos und Katzeklolieder und Katzen an sich.

Für Katzenfans ist neuerdings die Greenwich Mean Time (GMT) wichtig. Denn es ist das isländische Live-TV auf nutiminn.is, das mit der Sendung Keeping Up with the Kattarshians den Vierpfötern jetzt vollumfänglich die Ehre erweist. Die in einer Kooperation von Sagafilm mit der isländischen Katzenbeschützergesellschaft ins Leben gerufene Slow-TV-Show filmt Katzenwaisen beim Katzensein, damit die sich in die Herzen potenzieller neuer Herbergsgeber spielen. Für ältere Semester: Was Edith Klinger in den 1980er- und 90er-Jahren in der ORF-Sendung "Wer will mich?" hingebungsvoll tat, nämlich Tiere anzupreisen, das erledigen hier drei Webcams im Inneren eines Puppenhauses in Reykjavík.

Auf zwei voll eingerichteten Wohnetagen drücken die aufgeweckten Tiere zwischen den Schlafpausen auf die Tube. Ursüß! Politisch korrekt ist das natürlich nicht, denn Gudni, Ronja, Stubbur und Bríet sind vier nichtdepressive, hübsche, gesunde und blutjunge Geschöpfe, die keinerlei Tierheimassoziationen aufkommen lassen.

Während also die echten Sorgenkinder in den Käfigen verharren, können sich die Kattarshians der Anfragen gewiss kaum erwehren. Ein alter, dicker Kater hätte in der Miniaturanlage auch gar keinen Platz. (Margarete Affenzeller, 27.2.2017)