Immer wieder pilgern Anhänger des faschistischen Diktators Benito Mussolini in dessen Heimatort Predappio (im Bild: Demonstrationen im April 2016). Nun soll der Leuchtturm seiner Sommerresidenz wieder in Betrieb genommen werden, um Touristen in die Gegend zu locken.

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Rom – Der Leuchtturm der Sommerresidenz des faschistischen Diktators Benito Mussolini unweit seines Geburtsortes Predappio in Norditalien soll wieder in Betrieb genommen werden. Die Behörden der Provinz Forli, zu der die Gemeinde Predappio gehört, will den Leuchtturm wieder beleuchten, um Touristen in die Gegend zu locken, berichtete die Tageszeitung "La Stampa".

Das Schloss Rocca delle Caminate in der Gemeinde Meldola diente während des faschistischen Regimes als Mussolinis Sommerresidenz und steht heute im Besitz der Provinz Forli. In grün-weiß-roten Farben strahlte der Leuchtturm, wenn sich Mussolini im Schloss aufhielt. Die Strahlen waren in einer Entfernung von bis zu 60 Kilometern zu sehen.

Pilgerort befürchtet

"Die Strahlen des Leuchtturms werden von Imola bis Rimini sichtbar sein und viele Touristen in unsere Gegend locken. Wir wollen auch ein Restaurant im Leuchtturm einrichten", sagte Gianluca Zattini, Bürgermeister Meldolas. Seine Initiative löste heftige Diskussionen aus. Die Gefahr sei, dass der Leuchtturm zum Pilgerort faschistischer Nostalgiker aufrücke.

Partisanenverbände und die jüdische Gemeinschaft in Italien schlagen gegen die Inbetriebnahme des Turmes Alarm. Im Schloss seien Faschismusgegner gefoltert und getötet worden. "In Predappio wird die faschistische Vergangenheit mit Fahnen, Mitbringseln und Reliquien verherrlicht. Die Inbetriebnahme des Leuchtturms würde die Lage nur noch verschlimmern", sagte der Rabbi von Ferrara Luciano Carra.

Antrag

Der Mitte-links-Parlamentarier Giuseppe Berretta reichte Innenminister Marco Minniti einen Antrag zum Thema Leuchtturm ein. Der Minister solle prüfen, ob die Initiative der Provinz nicht als Verherrlichung des Faschismus betrachtet werden könnte, was vom italienischen Strafgesetz geahndet wird.

Laut inoffiziellen Schätzungen pilgern jährlich 40.000 faschistische Nostalgiker nach Predappio und Umgebung. Besonders besucht ist der Friedhof mit der Krypta, in dem sich die sterblichen Überreste Mussolinis befinden.

Der Bürgermeister Mendolas weist die Vorwürfe zurück. Das Schloss von Mendola sei ein außerordentlicher Ort historischer Relevanz mit einer tausendjährigen Geschichte. "Wir wollen das Schloss touristisch verwerten. Nur ein kleiner Teil der Touristen, die heute das Schloss besuchen, sind faschistische Nostalgiker", sagte der Präsident der Provinz Forli Davide Drei. (APA, 24.2.2017)