Washington – Die US-Notenbank Fed steuert höhere Zinsen an und lässt die Tür für eine Anhebung bereits im März offen. Eine geldpolitische Straffung könne nach Ansicht vieler Währungshüter "recht bald angebracht" sein, heißt es in den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung. Eine Schritt nach oben im März sei eine Option, die auf dem Tisch liege, betonte Direktoriumsmitglied Jerome Powell vor Journalisten in New York. Damit mehren sich die Signale, dass die Fed nach der Zinserhöhung vom Dezember zügig nachlegen wird. Viele Experten erwarten jedoch, dass sie noch bis Mai oder Juni damit wartet. Dann dürften sich die Folgen der Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump besser abzeichnen.

Der im Januar ins Amt eingeführte Republikaner will die Wirtschaft mit radikalen Steuersenkungen und Investitionen in Billionenhöhe weiter anheizen. Die Fed hat für 2017 drei Zinserhöhungen signalisiert. Dennoch rechnen die Märkte eher mit zwei Schritten. Die Notenbank hatte den Leitzins im Dezember angesichts des Aufschwungs auf 0,5 bis 0,75 Prozent angehoben.

Zehn Mitglieder stimmberechtigt

In den Protokollen der Sitzung vom 31. Januar und 1. Februar heißt es, es seien Stimmen laut geworden, die vor steigenden Risiken für die Wirtschaft durch eine expansivere Haushaltspolitik warnten. Allerdings seien sich die stimmberechtigten Mitglieder weitgehend einig gewesen, dass sich Risiken und Chancen für die Wirtschaft auf kurze Sicht die Waage hielten. Im über die Zinspolitik entscheidenden Ausschuss (FOMC) diskutieren 17 Mitglieder über die Geldpolitik, doch nur zehn sind derzeit stimmberechtigt – darunter auch Powell, der wie Trump Republikaner ist. Er betonte in New York, die Fed könne bei den Zinsen "ziemlich bald" nachlegen, wenn die Wirtschaft wie bisher auf Kurs bleibe.

Fed-Chefin Janet Yellen nannte jüngst vor dem Kongress ausdrücklich neben einer weiteren Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt ein Anziehen der Inflation als Voraussetzung für eine baldige Zinserhöhung. Am Jobmarkt ist die Fed praktisch am Ziel, da bei einer Erwerbslosenquote von 4,8 Prozent de facto Vollbeschäftigung herrscht. Das Inflationsziel kann die Fed hingegen noch nicht ganz abhaken: Denn die Währungshüter achten besonders auf die Preisveränderungen bei persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE): Dabei werden Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert. Dieser Wert lag im Dezember mit 1,7 Prozent noch unter der Fed-Zielmarke.

US-Börsen uneinheitlich

Die US-Börsen haben nach der Rekordjagd der vergangenen Tage am Mittwoch eine Verschnaufpause eingelegt. Die wichtigsten Indizes beendeten den Handel uneinheitlich. Auch die Veröffentlichung der Mitschriften der jüngsten Fed-Zinssitzung sorgte kaum für Impulse. In den Protokollen hieß es, eine geldpolitische Straffung könne nach Ansicht vieler Währungshüter "recht bald angebracht" sein. Ein Schritt nach oben im März sei eine Option, die auf dem Tisch liege, betonte zudem Direktoriumsmitglied Jerome Powell vor Journalisten in New York.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendete den Handel 0,16 Prozent höher auf 20.775 Punkte und markierte ein neues Rekordhoch. Der breiter gefasste S&P-500 verlor 0,11 Prozent auf 2362 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 0,09 Prozent auf 5860 Punkte.

Bei den Einzelwerten standen die Papiere von Dow Chemical und Dupont im Fokus. Die EU-Kommission will Insidern zufolge der 130 Milliarden Dollar schweren Fusion der beiden US-Chemiegiganten grünes Licht erteilen. Die EU-Wettbewerbshüter akzeptierten die geringfügigen Zugeständnisse der beiden Konzerne, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen. Die Aktien von Dow Chemical legten vier Prozent zu. Die Dupont-Papiere gewannen 3,4 Prozent. Die Aktien des deutschen Rivalen BASF, den der fusionierte Konzern vom Thron des Branchenprimus stößt, verloren 0,3 Prozent. Garmin-Titel legten mehr als sieben Prozent zu. Der amerikanische Navi-Hersteller übertraf das fünfte Quartal in Folge die Gewinn- und Umsatzerwartungen.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 820 Millionen Aktien den Besitzer. 1279 Werte legten zu, 1615 gaben nach und 199 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,86 Milliarden Aktien 1133 im Plus, 1707 im Minus und 223 unverändert.

An den US-Kreditmärkten stiegen die zehnjährigen Staatsanleihen um 05-32 auf 98-17/32. Sie rentierten mit 2.417 Prozent. Die 30-jährigen Bonds kletterten 2/32 auf 99.11/32 und hatten eine Rendite von 3.035 Prozent. (red, Reuters, 22.2.2017)