Das 1897 errichtete Gebäude der Wiener Secession wird generalsaniert. Die 2.500 Blätter der Lorbeerkuppel sollen neu vergoldet werden.

Foto: APA/Helmut Fohringer

Wien – Risse, Verschmutzung und bröckelnder Putz an der Fassade, veraltete Licht- und Klimatechnik und ein drohendes Durchrosten der vergoldeten Lorbeerkuppel aus Eisen – im Volksmund liebevoll "Krauthappel" genannt: Die vor zwei Jahren vom Architekten Adolf Krischanitz festgestellten Mängel am 1897 errichteten Secessionsgebäude sind augenscheinlich. Sanierungskosten von 3,1 Millionen Euro errechnete Krischanitz damals. Fraglich war die Finanzierung.

Laut Vertrag mit dem Gebäudeinhaber, der Stadt Wien, müsste der Trägerverein der Secession für die Instandhaltung eigentlich selbst aufkommen. Da das allein nicht zu stemmen sei, hoffte der Verein aber auf Unterstützung der öffentlichen Hand. Jetzt hat man sich geeinigt. Im Mai startet die Sanierung um 2,8 Million Euro, jeweils eine Million kommt vom Bund und der Stadt Wien, den Rest will die Secession selbst aufbringen.

Kuppel seit 30 Jahren nicht saniert

Der Zeitplan steht bereits, wie Herwig Kempinger, Präsident der Künstlervereinigung, am Dienstag vor Journalisten unterstrich. "Wir werden heuer Ende Mai beginnen und das ganze Jahr über den Außenbereich sanieren", so der Secessions-Hausherr im APA-Gespräch. 2018 folgen dann die Arbeiten im Innenbereich, wobei man auf einen Abschluss bis zum Sommer hofft – die Secession feiert dann ihr 120-jähriges Bestehen. Die Sanierung soll, wie schon 1985/86, bei laufendem Betrieb erfolgen.

Mit das größte Sorgenkind ist dabei die berühmte Eisenkonstruktion der vergoldeten Kuppel. "Die Kuppel ist seit 30 Jahren nicht mehr saniert worden, die rostet vor sich hin", so Kempinger. Die bis dato letzten Arbeiten an der Fassaden lägen auch schon 15 Jahre zurück. Eine künstlerische Intervention am Haus, wie man sie damals mit der Rotfärbung des Baus während der Sanierung gesetzt hatte, soll es diesesmal allerdings nicht geben: "Die rote Secession ist so gut gewesen, die kann man nicht übertreffen – deswegen versuchen wir es nicht einmal."

Rekonstruktion an der Rückwand

Neben der Neuvergoldung der Kuppel mit ihren 2.500 Blättern und gut 300 Beeren, werden auch die Fußböden saniert, die Klimaanlage auf die neuesten EU-Normen gebracht und der Zugang zum Beethovenfries im Untergeschoß barrierefrei. Und nicht zuletzt sollen die Kranzträgerinnen von Koloman Moser an der Rückseite des Baus rekonstruiert werden, die nach der Trennung einst von den verbliebenen Mitgliedern der Secession abgeschlagen wurden. Sie hatten einst das dionysische Gegenstück zur apollinischen Kuppel gebildet.

"800.000 Euro müssen wir selbst schultern – und da hoffen wir sehr auf unsere nationalen und internationalen Freunde", warb der Künstlervereinigungschef um Sponsoren. "Das ist eine ziemliche Vorgabe", konzedierte auch Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ), auch wenn die Stadt immerhin eine Million beisteuert.

Für den Besuchermagneten, das Beethovenfries im Keller, muss die Secession Leihgebühren an das Belvedere entrichten. Zuletzt sollen es knapp 17.000 Euro jährlich gewesen sein – bei allein dem Fries zuordenbaren Einnahmen von zumindest 300.000 Euro. Der Rechnungshof monierte, dass die Gebühren im Verhältnis zu den Einnahmen zu niedrig seien. 2016 lief der Vertrag aus. "Mir sind die Gebühren natürlich eher zu hoch als zu niedrig", so Herwig Kempinger. Laufende Verhandlungen zwischen Belvedere und der Secession über einen neuen Vertrag wollte er nicht weiter kommentieren. "Das Ergebnis soll in den nächsten Wochen vorliegen." (APA, stew, 22.2.2017)