Trump-Karikaturen sind auch in China gerade hoch in Mode.

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Chinas Militär-Zeitschrift für die Luftfahrt karikiert US-Präsident Donald Trump als großen Buben, der sich an Kriegsspielzeug erfreut. Und sie widmet ihre Titelgeschichte den "Neuen Waffen von Trump" – nachdem er angekündigt hatte, die US-Streitkräfte aufrüsten zu wollen. Und vom Umschlag der China-Newsweek grüßt Trump als blonde Perücke. Darunter steht "Populismus". Die Zeitung China Daily lässt ihn als Karikatur gemeinsam mit Berater Steve Bannon auf der Titanic stehen und jubeln, während sich der seekranke Uncle Sam über der Reeling erbricht.

Einen Monat nach Amtsantritt des US-Präsidenten sieht Peking Trump nicht mehr als unberechenbare Gefahr an, den man nicht unnötig provozieren soll. Mit seinem China-Bashing hatte dieser im Wahlkampf so verunsichert und geschockt, dass die Führung in Peking ihren Medien ab Mitte Jänner einen Maulkorb verpasste: Sie sollten Trump nicht mit selbst verfassten Kommentaren oder Karikaturen herausfordern; sie dürften nur amtliche Xinhua-Berichte nachdrucken. "Wait and see" – Abwarten hieß die offiziell verkündete Devise.

Ein Telefonat änderte alles

Das scheint nicht mehr nötig. Trump gilt für Peking nun als jemand, der seine Interessen zwar hart durchsetzen will, aber auch zu Geschäften bereit ist. Zum Sinneswandel führte das Telefonat mit Staatschef Xi Jinping, in dem sich der US-Präsident ausdrücklich zur Fortsetzung der Ein-China-Politik bekannte, die er zuvor infrage gestellt hatte.

Hinzu kam nun das "freundschaftlich verlaufene Treffen" zwischen US-Außenminister Rex Tillerson und seinem Amtskollegen Wang Yi beim G20-Treffen in Bonn. Es glättete die Wogen weiter. Peking wertet es als Signal, dass Washington seine bisherige außenpolitische Zusammenarbeit mit China weiterführen will.

Als positive Gesten wurden auch die Telefonate aufgefasst, die US-Finanzminister Steven Mnuchin zuerst mit Vizepremier Wang Yang, dann mit Wirtschafts- und Finanzberater Liu He, mit Zentralbankchef Zhou Xiaoquan und Finanzminister Xiao Jie führte, wie Hongkongs South China Morning Postberichtete. Trump hatte im Wahlkamp immer wieder verkündet, Chinas Regierung als Währungsmanipulator zu brandmarken. Das wird nun offenbar nicht geschehen.

"Das Geschacher kann beginnen"

Chinas einflussreiches Parteiblatt Global Times brachte es am Wochenende auf den Punkt: "Nachdem der Alarmzustand zwischen China und den USA beendet ist, kann das Geschacher beginnen." Peking habe erkannt, dass die "Art und Weise", wie Trump Druck zur Durchsetzung seiner Interessen ausübt, nicht viel anders ist als die Vorgehensweise unter der Regierung Obama. Doch es dauere noch "bis auch Trump das erkannt haben wird."

Und die Haltung des neuen US-Präsidenten sei zumindest in einem Bereich von Vorteil für Chinas Führung: Trump "wirke gleichgültig, wenn es um die Frage der Menschenrechte in China geht". Zudem streite er sich scharf mit den meinungsführenden US-Medien. Beide Kräfte "werden sich so nur schwer auf eine Allianz verständigen können, um auf dem ideologischen Feld gemeinsam China zu attackieren", wie es unter den Vorgängerpräsidenten passierte. Der Kommentar wagt die Prognose, dass China bei Trump künftig nicht mehr "solche Ausschläge erlebt wie am Anfang". Die Führungen beider Länder hätten "von- und übereinander realistische Einschätzungen gewonnen".

Nordkoreakrise

Auf den Prüfstand komme als wichtigste Frage, wie viel Druck China ausübt, um die Nordkoreakrise lösen zu helfen. "China muss sich auf eine umfassende Antwort vorbereiten." Pekings Handelsministerium hatte am Wochenende angekündigt, zur Durchsetzung der UN-Sanktionen alle Kohleimporte aus Nordkorea bis Jahresende einzustellen.

In Chinas sozialen Medien ist die Schonzeit für Trump schon lange vorüber. Blogger, die unter Klarnamen zeichnen, nennen ihn – ohne zensiert zu werden – nur noch einen "Papiertiger". (Johnny Erling aus Peking, 21.2.2017)