Unbezahlte Arbeit gerechter aufteilen, ist eine der Empfehlungen der OECD-Studie.

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Berlin – Erneut hat die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) eine gleichmäßigere Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen in Deutschland gefordert. Die Politik müsse mehr tun, um Müttern und Vätern dabei zu helfen, "umfänglich erwerbstätig" zu sein und Zeit für Kinder und Partnerschaft zu haben, heißt es in der Studie "Dare to Share".

Laut OECD waren in Deutschland im Jahr 2014 rund 70 Prozent der Mütter erwerbstätig. Das entspreche zwar dem OECD-Schnitt, jedoch: Mit 39 Prozent arbeiten demnach überdurchschnittlich viele Mütter in Teilzeit, und die Wochenarbeitszeit sei mit durchschnittlich 20 Stunden "relativ kurz". Nur in den Niederlanden (53,7 Prozent) und in Österreich (39,5 Prozent) sei die Teilzeitquote noch höher. In Österreich sind laut Studie rund 76 Prozent der Mütter zwischen 15 und 64 Jahren mit mindestens einem Kind unter 14 Jahren erwerbstätig, 39,5 Prozent der Mütter sind in Teilzeitarbeit, nur 36,6 Prozent in Vollzeitarbeit tätig. Besonders niedrig ist laut Studie die Erwerbsbeteiligung von Müttern in Griechenland mit 51 Prozent. Hingegen sind in Frankreich 72,5 Prozent der Mütter erwerbstätig, 55 Prozent in Vollzeit und nur 17,5 Prozent in Teilzeit.

"Mehr Partnerschaftlichkeit wagen"

Mütter in Deutschland übernehmen laut der Studie "Dare to Share" (Wage zu teilen) noch immer fast zwei Drittel der unbezahlten Arbeit: Hausarbeit sowie Betreuung von Kindern und anderen Familienangehörigen. In Finnland oder Norwegen, wo Frauen in größerem Umfang arbeiten und es eine gut ausgebaute und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung gebe, teilten Eltern unbezahlte Arbeit dagegen ausgewogener auf.

Die hohe Teilzeitquote bei Müttern in Deutschland zeige, dass eine ausgeglichene Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit in Familien noch nicht die Regel sei. "Das schwächt nicht nur die wirtschaftliche Stellung von Frauen, angesichts des demografischen Wandels bleiben so auch wirtschaftliche Potenziale ungenutzt", kritisierte OECD-Sozialexpertin Monika Queisser.

Vorletzter Platz für Österreich und die Schweiz

Der durchschnittliche Beitrag des Fraueneinkommens zum Gesamteinkommen eines Paares mit mindestens einem Kind betrug laut Studie im Jahr 2011 nur 22,4 Prozent – Deutschland lag damit in 15 ausgewählten Ländern auf dem letzten Platz. Den vorletzten Platz teilen sich Österreich und die Schweiz, wo erwerbstätige Mütter 24,8 Prozent zum Gesamteinkommen des Paars beitragen. In Dänemark dagegen (Platz eins) lag dieser Anteil bei 42,1 Prozent, in Portugal bei 39,1 Prozent. Untersucht wurden Elternpaare, wo die Frau zwischen 25 und 45 Jahren alt ist. Insgesamt sind 35 Länder Mitglied der OECD.

Die Organisation empfiehlt Deutschland, Betreuungsangebote für Klein- und Grundschulkinder weiter auszubauen und flexibler zu gestalten und einen Anspruch auf Rückkehr zu voller Erwerbstätigkeit nach einer Teilzeitphase einzuführen. Auch im Bereich Steuern und Transfers könnte das deutsche System "angepasst" werden, etwa durch einen Steuerfreibetrag für Zweitverdienende. Für ein Rückkehrrecht auf Vollzeit liegt bereits ein Referentenentwurf des deutschen Arbeitsministeriums vor.

Deutsche Familienministerin möchte Väter ermutigen

Die deutsche Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) erklärte, partnerschaftliche Vereinbarkeit sei der Wunsch der Mehrheit der Mütter und Väter in Deutschland. Ihnen wolle sie mit der Familienarbeitszeit und dem Familiengeld ein Angebot machen. "Ich möchte Väter ermutigen, sich mehr Zeit für ihre Kinder zu nehmen, wie sie es sich wünschen. Und ich möchte Mütter ermutigen, ihre Chancen im Berufsleben zu ergreifen und ihre Existenzen zu sichern."

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sieht sich dagegen in seiner Kritik an der deutschen Regierung bestätigt. Mütter fühlten sich vor allem durch starre Öffnungszeiten von Schulen, Kindergärten und Kitas gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren. (APA/AFP, 20.2.2017)