In Wirklichkeit ist die Wirklichkeit nicht wirklich wirklich, aber wer weiß das schon wirklich? Paul Watzlawick selig hätte jedenfalls seine psychotherapeutische Freude an David Haller, dem (Anti-)Helden der neuen TV-Serie Legion, zurzeit auf Fox – mit "F", nicht mit "V".

In diesem teils thrillerhaften, teils humoresken Spin-off von X-Men aus dem Medienhause Marvel dreht sich alles um die Frage, was wahr ist und was nicht. Zugegeben: Dafür muss man sich nicht extra ins Reich der Comic-Verfilmungen katapultieren, es würde reichen, Trump-Tweets mit CNN-Nachrichten zu vergleichen ...

Da ist also David, Anfang 30, der sein Leben damit verbringt, in einer psychiatrischen Klinik namens "Clockworks" (Anthony Burgess und Stanley Kubrick, schaut's obe!) brav seine täglichen Psychopharmakacocktails zu schlürfen – denn nur so geben die Dämonen seiner Paranoia und Schizophrenie halbwegs eine Ruh'.

Marvel Entertainment

Die einzigen Personen, zu denen David einen Bezug hat, sind seine Schwester Amy, die anarchistische Mitpatientin Lenny und die ebenfalls verhaltensoriginelle Syd, in die er sich – Sie haben es längst erraten – Hals über Kopf verliebt. Sie ist seine Rettung. Oder Verdammnis. Oder vielleicht auch beides. Denn plötzlich wird klar, dass David gar nicht krank ist, sondern Superheldenkräfte hat. Tja, so einfach ist das! Und die setzt man idealerweise dazu ein, die Welt zu retten.

Bleibt nur noch ein Problem: Auf welche der Legionen von Stimmen in seinem Kopf soll er hören? Auf alle? Auf keine? Bis wir die Lösung haben, bewundern wir die coolen Spezialeffekte, die sensationelle Kameraführung und das schräge Skript. Empfehlung! Auch für habituelle Comic-Nasenrümpfer. (Gianluca Wallisch, 20.2.2017)