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Der US-Lebensmittel-Riese Kraft Heinz will den Konsumgüter-Konzern Unilever schlucken und bietet 143 Milliarden Dollar.

Foto: ap/Toby Talbot

New York / London – Es wäre eine der größten Fusionen der Geschichte und ein Schlag in den Magen der weltweiten Lebensmittelbranche: Das Werben des US-Ketchupherstellers Kraft Heinz um den doppelt so großen europäischen Konkurrenten Unilever beflügelt derzeit Fantasien an den Börsen und Ängste in Handel und Industrie.

Unilever hat das Übernahmeangebot der Amerikaner in der Höhe von 143 Milliarden Dollar am Freitag zwar umgehend als zu minder zurückgewiesen. Spekulationen darüber, dass die Karten im Lebensmittelgeschäft neu gemischt werden könnten, erhielten jedoch frische Nahrung. Schon jetzt ist die Vielfalt in den Supermarktregalen eine trügerische. Rund die Hälfte des weltweiten Lebensmittelumsatzes teilen sich 50 Konzerne, erhob jüngst eine Studie von Oxfam. Sie geben Trends vor – bestimmen gemeinsam mit wenigen Handelsketten, was die Mehrheit der Konsumenten auf die Teller bekommt.

Knapp hinter Nestlé

Knorr, Pfanni, Becel, Rama, Lipton, Magnum – Unilever zählt 400 Marken und hält abseits der Küche mit Labels wie Dove, Omo, Cif und Rexona auch im Badezimmer die Stellung. Kraft Heinz nennt 200 Marken sein eigen und ist mit Ketchup, Philadelphia-Käse und Capri Sonne breit vertreten. Vereint würden die beiden einen Umsatz von mehr als 80 Milliarden Dollar auf die Waage bringen und sich knapp hinter dem Weltmarktführer Nestlé in Position bringen.

Eine Fusion der beiden würde Kartellwächter auf den Plan rufen. Experten erwarten aber auch Widerstand aus den Niederlanden und Großbritannien, wo massiv produziert wird. In Deutschland betreibt Unilever acht Werke. In Österreich zog sich der Konzern vor Jahren aus der eigenen Fertigung zurück. Knorr-Produkte erzeugt hier die Landgenossenschaft Ennstal.

Kraft spannte sich nach voriger Aufspaltung in zwei Teile vor zwei Jahren mit Heinz zusammen. Treibende Kraft dahinter: Investor Warren Buffett. (Reuters; vk, 20.2.2017)