Bern – Der scheidende Generaldirektor der öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunkanstalt SRG, Roger de Weck, hat eine Medienförderung durch Werbeeinnahmen der SRG vorgeschlagen. "Wir sind offen für neue Geschäftsmodelle in Sachen Werbung", sagte de Weck in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag".

Statt einer Werbeeinschränkung nach deutschem Vorbild (keine TV-Spots mehr nach 20 Uhr) könnte es eine Deckelung der Einnahmen geben. "Überschreiten die Werbeeinnahmen der SRG diese Schwelle, fließt ein Teil davon in die indirekte Förderung von Medien", sagte de Weck. Dies habe sein Nachfolger Gilles Marchand so vorgeschlagen.

Kritisch zu "Open Content"-System

"Solche Modelle sind gescheiter als eine Einschränkung der Werbung bei der SRG", sagte der SRG-Chef. Von einer Beschränkung würden vor allem die deutschen und französischen Kanäle mit ihren Schweizer Werbefenstern profitieren.

De Weck äußerte sich kritisch zu Forderungen nach einer Verkleinerung des Senders sowie dem Vorschlag eines "Open Content"-Systems, wonach private Medienhäuser freien Zugriff auf SRG-Sendungen haben sollten. Das sei "im Dschungel der Urheberrechte völlig unrealistisch", sagte de Weck.

"Am Ende alle Medien geschwächt"

Die SRG-Kritik privater Medienkonzerne erklärt sich de Weck unter anderem mit deren eigenen Problemen durch die Abwanderung von Werbegeldern ins Internet. Wenn deswegen auch das öffentliche Medienhaus abbauen müsse, "würden am Ende alle Medien geschwächt", sagte der frühere Chefredakteur der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit". Hauptproblem der Medienpolitik sei die Frage, "wie sich künftig Journalismus noch finanzieren" lasse. Das sei ein zentrales demokratiepolitisches Problem: "Jede Schwächung des Journalismus schwächt die Demokratie, die auf eine aufgeklärte Öffentlichkeit angewiesen ist."

De Weck kann sich in diesem Zusammenhang auch die Finanzierung von Journalismus durch staatliche Stellen vorstellen. Als beispielhaft stellt er das Eigentumsmodell der Freiburger "La Liberte" dar. Dort seien die Freiburger Kantonalbank und das kantonale Elektrizitätswerk eingestiegen – über eine dazwischen geschaltete Stiftung, um Einflussnahme zu verhindern. Ein solches Modell sei der Kontrolle von "Machtmenschen" über Medien vorzuziehen. (APA, 19.2.2017)