Kämpfer der Hashed al-Shaabi-Miliz mit Raketenwerfer, Ayn al-Hisan bei Mosul, 18. Februar

Foto: APA/AFP/AHMAD AL-RUBAYE

Bild nicht mehr verfügbar.

Irakische Truppen feuern eine Rakete ab

Foto: REUTERS/Zohra Bensemra

Bild nicht mehr verfügbar.

Flüchtlingslager in Hammam Ali südlich vom Mosul

Foto: REUTERS/Zohra Bensemra

Bagdad/Erbil/Raqqa – Der Irak hat nach eigenen Angaben mit der entscheidenden Schlacht zur Vertreibung der radikalislamischen IS-Miliz aus dem Westteil der Großstadt Mossul begonnen. Ministerpräsident Haider al-Abadi verkündete am Sonntag den offiziellen Start der Bodenoffensive auf die letzte irakische Hochburg der Islamisten. Erstes Ziel der von Süden vorrückenden Soldaten war der Flughafen der Stadt, wie das Militär mitteilte. Nach der Rückeroberung des Ostteils von Mossul im vergangenen Monat werden die IS-Kämpfer in den westlich des Tigris gelegenen Stadtvierteln zusammen mit geschätzten 650.000 Zivilisten belagert. Die Vereinten Nationen warnten bereits im Vorfeld vor Massenvertreibungen und dramatischen Folgen für die Einwohner.

In den ersten Stunden der Offensive nahm das Militär nach eigenen Angaben bereits mehrere Dörfer ein und tötete Heckenschützen. Die Luftwaffe hatte über Westmossul Flugblätter abgeworfen, um die Einwohner vor dem bevorstehenden Kampf zu warnen, wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Darin wurden die Bewohner zur Kooperation aufgerufen, um die Zahl der Verluste klein zu halten. In anderen Flugblättern wurde der IS zur Kapitulation aufgefordert.

Al-Abadi appellierte zugleich an seine Streitkräfte, während der Schlacht um Mossul die Menschenrechte zu respektieren. Die UN-Koordinatorin für den Irak, Lise Grande, warnte am Samstag davor, dass jeder zweite Bewohner im Westen der Stadt im Zuge des Angriffs aus seinem Haus fliehen könnte. Schon im Vorfeld des Kampfes sei die Lebensmittel- und Wasserversorgung knapp. Hilfsorganisationen und die Regierung bereiteten bereits südlich der Stadt Notfall-Lager vor. Mit Unterstützung der Anti-IS-Allianz begann die irakische Armee bereits im Oktober ihre Offensive auf Mossul.

Kommandanten rechnen damit, dass die Eroberung von Westmossul deutlich schwieriger wird als die Vertreibung der IS-Miliz aus dem Osten der Stadt. Die engen Gassen in der Altstadt sind für Panzerfahrzeuge unpassierbar. Zugleich haben sich die IS-Kämpfer Berichten von Anwohnern zufolge ein Netzwerk von Durchgängen und Tunneln geschaffen, um schnell untertauchen zu können. Der Befehlshaber der von den USA angeführten Anti-IS-Koalition, General Stephen Townsend, warnte vor einem Kampf "der für jede Armee der Welt hart wäre".

Im vergangenen Monat hatten irakische Streitkräfte die islamistischen Extremisten aus dem Osten von Mossul vertrieben. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass in den westlichen Bezirken bis zu 800.000 Zivilisten leben. Jeder zweite Bewohner könnte aus seinem Haus im Zuge des Angriffs fliehen, warnte Grande.

Notfalllager werden errichtet

Hilfsorganisationen und die Regierung sind bereits dabei, südlich von Mossul Notfalllager zu errichten. Schon jetzt sei die Lebensmittel- und Wasserversorgung im Westen schwierig. "Der Kampf hat noch nicht begonnen, aber es gibt schon eine humanitäre Krise", betonte Grande.

Unterdessen laufen offenbar auch die Vorbereitungen für eine weitere Offensive zur Vertreibung der IS-Kämpfer aus der syrischen Stadt Raqqa. Die Türkei habe den USA zwei Vorschläge unterbreitet, wie in einer gemeinsamen militärischen Operation die Islamisten aus ihrer syrischen Hochburg vertrieben werden könnten, berichtete die türkische Zeitung "Hurriyet" am Samstag.

Die Regierung in Ankara hatte sich wiederholt dafür stark gemacht, dass die Offensive von lokalen arabischen Milizen mit der möglichen Unterstützung durch türkische Truppen geführt werden solle. Im Gegensatz dazu stehen die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) zu der auch die Kurdenmiliz YPG zählt.

Die türkische Regierung beobachtet die Erfolge der kurdischen Milizen gegen den IS voller Misstrauen, da sie in der Gegend nicht nur gegen den IS, sondern auch gegen kurdische Rebellen kämpft. Unklar ist, ob die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump trotz der türkischen Vorbehalte die YPG weiter mit Waffen ausstattet. (red, APA, Reuters, 18.2.2017)