Mikaela Shiffrin, ein Ski-Wunderkind ist längst erwachsen.

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Und packt den Sternenbanner aus.

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Silber geht an die Schweizerin Wendy Holdener.

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Bronze gehört der Schwedin Frida Hansdotter.

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St. Moritz – Als Mikaela Shiffrin auf die Anzeigetafel blickte, ging sie in die Knie, traute ihren Augen nicht. Platz eins war keine Überraschung, das ist sie gewohnt. Aber der Vorsprung kam selbst der Slalom-Dominatorin verdammt groß vor. 1,64 Sekunden. "Ich habe mich im zweiten Lauf sehr gut gefühlt, ich wusste, dass es schnell war, aber ich wusste nicht wie schnell."

Shiffrin, 21 Jahre alt, aus Vail, Colorado, ist jetzt dreifache Weltmeisterin im Slalom. "Das ist cool, aber ich weiß im Moment nicht wirklich, was das bedeutet." In St. Moritz war es für die US-Amerikanerin die zweite Medaille nach Silber im Riesentorlauf. Dreimal in Folge Slalom-WM-Gold holte vor Shiffrin nur Christl Cranz. Und das ist ziemlich lange her. Die Deutsche, die in Summe zwölf WM-Titel gewann, siegte 1937, 1938 und 1939.

Shiffrin, die auch schon Olympia-Gold gewonnen hat und auf bestem Weg ist, heuer den Gesamtweltcup erstmals für sich zu entscheiden, hat noch lange nicht genug. "Ich bin noch immer motiviert. Ich will die beste Skifahrerin sein. Ich habe noch viele Ziele."

Erfolgreiche Heim-WM für Holdener

Bei strahlendem Sonnenschein konnte am Samstag die Schweizer Kombinations-Weltmeisterin Wendy Holdener den Rückstand auf die US-Amerikanerin nur im ersten Durchgang in Grenzen halten (+0,38). Am Ende holte sie Silber. Die 23-Jährige war damit in den Einzelbewerben gemeinsam mit Shiffrin die erfolgreichste WM-Teilnehmerin. "Ich hatte zwei sehr erfolgreiche Wochen", sagte Holdener. "Es war nicht so einfach, der Druck war da. Ich bin sehr glücklich."

Bronze gewann die Schwedin Frida Hansdotter (1,75), die "superhappy" war. Die 31-Jährige fuhr nach Platz fünf im ersten Durchgang zu ihrer fünften WM-Medaille, zu ihrer dritten im Slalom. Die ebenfalls hoch eingeschätzten Slowakinnen gingen leer aus. Petra Vlhova wurde Vierte (1,89), Veronika Velez-Zuzulova schied nach dem dritten Halbzeitplatz im zweiten Lauf aus.

Der Hang in St. Moritz war nicht besonders anspruchsvoll – ziemlich flach und eher kurz. Aber Shiffrin ist auf jedem Hang die beste. Für Österreichs Slalomläuferinnen gab es am Samstag nichts zu holen. Das kam wenig überraschend, einerseits weil im bisherigen Weltcup-Winter keine ÖSV-Slalomfahrerin einen Stockerlplatz schaffte, andererseits, weil der Hang den Österreicherinnen gar nicht entgegen kam.

Kirchgasser genoss den Tag

Michaela Kirchgasser belegte bei ihrer letzten Weltmeisterschaft Platz sechs (2,22). Die 31-jährige Salzburgerin fuhr in beiden Läufen nicht fehlerlos, bilanzierte aber positiv: "Es ist die beste Saisonplatzierung – und das bei einer WM. Ich habe mein Bestes getan, ich habe den Tag genossen."

Bernadette Schild, in diesem Winter zweimal Fünfte, wurde Zehnte (2,97). "Ich habe es wirklich probiert, aber das ist einfach nicht mein Hang." Auch Katharina Truppe (19., 3,63) kam der Hang nicht entgegen. "Aber die erste WM war cool." Katharina Gallhuber schied im zweiten Durchgang aus.

Kriechbaum bilanziert positiv

Für die ÖSV-Damen fiel die WM-Bilanz trotz Medaillenlosigkeit in den technischen Disziplinen positiv aus. Nicole Schmidhofer holte Super-G-Gold, Stephanie Venier Abfahrtssilber und Kirchgasser Kombi-Bronze. "Mit den Speed-Medaillen hat man nicht unbedingt rechnen können", sagte Cheftrainer Jürgen Kriechbaum. "Die haben das super gemacht, sie sind cool geblieben und haben ihre Chance genutzt."

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte noch vor WM-Beginn gesagt: "Ich erwarte mir von dem Damen nicht zu viel." Die Österreicherinnen brachten es im bisherigen Weltcupwinter auf vier Stockerlplätze. Allerdings musste das Team auch die Ausfälle einiger Topläuferinnen (Eva-Maria Brem, Cornelia Hütter, Carmen Thalmann) verkraften. Anna Veith ist nach ihrer langen Auszeit noch nicht in Topform. In St. Moritz verletzte sich zudem Mirjam Puchner. Am Sonntag steigt die letzte WM-Entscheidung: der Herren-Slalom. (Birgit Riezinger aus St. Moritz, 18.2.2017)

Endstand:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:37,27 Min.
2. Wendy Holdener (SUI) +1,64
3. Frida Hansdotter (SWE) +1,75
4. Petra Vlhova (SVK) +1,89
5. Sarka Strachova (CZE) +2,05
6. Michaela Kirchgasser (AUT) +2,22
7. Ana Bucik (SLO) +2,62
8. Emelie Wikström (SWE) +2,93
9. Denise Feierabend (SUI) +2,96
10. Bernadette Schild (AUT) +2,97

Zweiter Durchgang:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 49,47 Sek.
2. Sarka Strachova (CZE) +0,85
3. Frida Hansdotter (SWE) +0,98
4. Petra Vlhova (SVK) +1,13
5. Denise Feierabend (SUI) +1,15
6. Maria Pietilä-Holmner (SWE) +1,16
7. Emelie Wikström (SWE) +1,24
8. Wendy Holdener (SUI) +1,26
9. Michaela Kirchgasser (AUT) +1,27
10. Nastasia Noens (FRA) +1,31

Erster Durchgang:

1. Mikaela Shiffrin (USA) 47,80 Sek.
2. Wendy Holdener (SUI) +0,38
3. Veronika Velez-Zuzulova (SVK) +0,59
4. Petra Vlhova (SVK) +0,76
5. Frida Hansdotter (SWE) +0,77
6. Michelle Gisin (SUI) +0,86
7. Michaela Kirchgasser (AUT) +0,95
8. Ana Bucik (SLO) +0,96
9. Sarka Strachova (CZE) +1,20
10. Lena Dürr (GER) +1,36