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Am US-Telekom-Markt soll es zu einer deutlichen Verschiebung kommen. Die Mehrheit von Sprint könnte zu T-Mobile USA wandern.

Foto: Reuters/Blake

Der japanische Telekom-Riese Softbank bereitet nach Aussagen von Insidern den Verkauf der Mehrheit an seinem US-Mobilfunker Sprint an die Telekom-Tochter T-Mobile US vor. Softbank arbeite an einem solchen Deal mit T-Mobile US, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.

Der japanische Eigentümer sei unzufrieden, da Sprint es nicht geschafft habe, den Marktanteil in den USA auszubauen, sagte eine der Personen. Der Deal wäre sehr groß: Sprint ist an der Börse 36 Milliarden Dollar wert, T-Mobile US sogar 50 Milliarden Dollar (47 Milliarden Euro). Die Telekom hält an ihrem Ableger zwei Drittel der Aktien.

Nicht das erste Mal

Es wäre nicht der erste Versuch von Sprint eines Schulterschlusses mit T-Mobile US. Vor drei Jahren wollte Sprint die Kontrolle der Telekom-Ablegers übernehmen, scheiterte aber am Widerstand der Kartellbehörden. Dieser Gefahr sei auch ein erneuter Anlauf ausgesetzt, sagten Branchenbeobachter. Die Haltung der neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump sei schwer einzuschätzen, sagten Experten. Im Falle eines Zusammenschlusses seien Stellenstreichungen zu erwarten. Trump setze dagegen auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, sagte Investmentstratege Christopher Marangi von der Anlagefirma Gamco Investors.

Der Markt reagierte positiv auf den Bericht. Die Aktien von T-Mobile schossen acht Prozent in die Höhe und gingen mit einem Plus von immer noch 5,5 Prozent aus dem Handel. Sprint-Papiere legten drei Prozent zu.

Sprint immer noch bereit

Den Insidern zufolge ist Sprint immer noch offen für einen Kauf von T-Mobile US. Doch dies sei nicht mehr die bevorzugte Option. Hingegen sei Sprint nun bereit, bei einer Fusion in dem neuen Unternehmen Juniorpartner zu werden, um von den Größenvorteilen einer solchen Kombination zu profitieren. Sprint, Softbank und die Telekom wollten sich dazu nicht äußern.

Für Verhandlungen zwischen den Unternehmen ist es derzeit aber noch zu früh. T-Mobile US nimmt an einer Frequenzauktion in den USA teil und darf bis zu ihrem Abschluss keine Fusionsgespräche führen. Obwohl die großen Gebotsrunden schon vorbei sind, wird das offizielle Ende der Versteigerung erst für Mitte April erwartet. Danach dürfte in Amerika die große Neuordnung der Telekom-Branche beginnen. Den Insidern zufolge ist es wahrscheinlich, dass Firmen wie der Satellitenfernseh-Betreiber Dish oder der Kabelkonzern Comcast bei T-Mobile US mit Übernahmeangeboten vorstellig werden. Jedoch hofften Softbank und Sprint, mit ihrer Flexibilität die Mitbewerber ausstechen zu können, sagten die Insider.

Nachhaltige Änderung

Ein Schulterschluss würde die Gewichte auf dem US-Mobilfunkmarkt nachhaltig verschieben. Sprint liegt mit 60 Millionen Kunden abgeschlagen auf dem vierten Platz, T-Mobile US nimmt den dritten Platz ein mit 71,5 Handynutzern. Verizon kommt auf 114 Millionen Kunden und Marktführer AT&T auf 135 Millionen.

Die Telekom wollte den USA eigentlich längst Goodbye sagen. Grund war der harte Wettbewerb, die begrenzte Ausstattung mit wichtigem Funkspektrum und die großen erforderlichen Investitionen bei T-Mobile US. Ein Verkaufsversuch an AT&T scheiterte 2011 jedoch am Veto des Weißen Hauses. Nach einer langen Schwächephase wächst die Tochter aber wieder vier Jahren dank eines von US-Chef John Legere eingefädelten neuen Kurses. Zuletzt zogen auch die Gewinne an. 2016 dürfte die Amerika-Tochter knapp die Hälfte des operativen Gewinns der Bonner von geschätzt gut 21 Milliarden Euro stellen. Da zudem das Europa-Geschäft schwächelt, kann sich die Führungsspitze des rosa Riesen gut vorstellen, noch längern einen Fuß in den Vereinigten Staaten zu haben.

Nutzerzahlen stabilisiert

Softbank übernahm Sprint vor fünf Jahren und stockte den Anteil mittlerweile auf 83 Prozent auf. Doch hatten die Japaner lange Zeit keine Freude an dem neuen Standbein, da die Kunden über Jahre hin Reißaus nahmen. Erst in den jüngsten Monaten stabilisierten sich die Nutzerzahlen. (APA, 18.02.2017)