Ich sag, ab geht die Party, aber die Party geht nicht ab: Der Kölner "Tatort" bietet wenig zum Lachen.

Foto: WDR/Thomas Kost

Es beginnt ausnahmsweise mit einem Suizid. Die Fingernägel der Selbstmörderin sind gut abgekaut. Das lässt kurz darauf hoffen, dass dieser Tatort in Köln stimmig inszeniert ist. Die Stimmung sinkt aber sehr schnell. Der Sprung in den Tod von einer Brücke über den Rhein wird mit dem Flug eines Tanzmariechens beim Training eines Karnevalsvereins gegengeschnitten. Zeitlupe, klar. Ein Laptop wabert von wegen Atmosphäre und so Zeuch. Arthouse Cinema meets kölsche Guddelaune meets voll die debressieve Schdimmung, vor allem och von de Kriminaaalgommissaaare Ballauf und Schenk her. Jedem Jeck sing Pappnas!

Die Tatort-Folge Tanzmariechen führt uns in die schrecklich schöne Welt des Karnevals. Dort gibt es eigentlich nur wenig zu lachen. Exzess und Ausschweifung erfordern schließlich beinharte Disziplin, Durchhalte- und Aufputschdrogen. Wir haben das seit den Kindheitstagen in den 1970er-Jahren dank der Gnade der deutschen Grenznähe und eines soliden Antennenempfangs deutscher Fernsehsender schon immer geahnt. Kölle alaaf!

In der Folge geschieht auch noch ein Mord. Unsere zwei Depriwurzen von der Pommesbude an den Gestaden des Rheins sowie dem Hauptkommissariat ächzen sich zwecks Verdächtigenbefragungen ins Auto und aus den Sitzen wieder heraus. Alle Fragen offen. Betroffen sind wir sowieso. Immer.

Dieses Mal gibt es allerdings außer dem Thema Toleranz gegenüber Homosexuellen (Köln!) und Marschierpulverdrogen wegen all des Drucks seitens der Gesellschaft und der Feierlaune wenig Sozialpornografie. Danke! Trotzdem ist man am Schluss auch nicht froher als eine Stunde und 26 Minuten zuvor. Es beginnt und endet auf der Brücke. Darunter fließt der Fluss des Lebens: "Frau Pösel, wenn Sie jetzt aufgeben, bringt das auch Ihren Sohn um." Ming Hätz schleiht nur för Kölle? Eher nicht. (schach, 18.2.2017)