Sollen Stewards und Stewardessen Klos putzen müssen? An dieser Frage hat sich ein – noch offener – Arbeitskampf zwischen dem Management und den Flugbegleitern der Alitalia entzündet. Dass ein solches Putzbegehren von der Geschäftsführung überhaupt formuliert werden konnte, ist ein weiteres Beispiel für den Ansehensverlust eines einst glamourösen Berufsstandes. Eine traurige Sache.

Der Krisenkolumnist erinnert sich noch gut an die Schnurren, welche seine vor kurzem verstorbene Tante in den 1960ern nach ihrem alljährlichen Englandflug im Familienkreis zum Besten gab. Mit glühenden Ohren hörten wir Kinder zu, wie man den Blechvogel über eine mobile Treppe enterte. Wie man sich in seinem Bauch fühlte, wenn er mit Donnergetöse in die Lüfte abhob. Dass Stewardessen – Stewards gab es noch nicht – in adretten Uniformen wunderbare Speisenfolgen servierten.

Welch erstaunliche Vorstellung, dass im Flugzeug mit Papiersäckchen Vorsorge für jene Passagiere getroffen wurde, denen das Abheben auf den Magen schlug. Und wenn man aus den kleinen ovalen Fenstern sah – was für ein Glück, wenn man einen Fensterplatz ergattern konnte -, sah man die Wolken! Von oben! Das war der Stoff, aus dem ein Reinhard Mey seine Fantasie bezog, dass dort oben die Freiheit wohl grenzenlos sein müsse. Oh ja: In den 1960ern war das Abenteuer Fliegen noch in Ordnung.

Flugbegleiter, ein Traumberuf?

Was in den Jahren danach folgte, ist bekannt. Die Entfesselung all dieser schönen Marktkräfte hat das Fliegen vielleicht demokratisiert, vielleicht proletarisiert, sicher aber trivialisiert. Flugbegleiter, ein Traumberuf? Böse Zungen sagen: gewiss – für Klomänner und Klofrauen, die hoch hinauswollen. Die Flugbegleiter sollten uns dauern. Jahrelang mit dem despektierlichen Spitznamen "Saftschubse" verhöhnt, kommt jetzt die "Pisswische" hinzu. Den Passagieren bleibt zu hoffen, dass die Flugbegleiter das ausgerauchte Mineralwasser und die vertrockneten Sandwiches servieren, bevor sie die Toilette gereinigt haben.

Die Obsession neoliberal inspirierter Führungscrews, noch die letzten Häusljobs auf Gottes Erdboden hinwegzurationalisieren, beginnt Früchte zu tragen. Putzt Donald Trump inzwischen die Klos auf der Air Force One selbst? Wir wissen es nicht. Aber hoffen wird man wohl dürfen. (Christoph Winder, Album, 17.2.2017)