Klosterneuburg/Wien – Die Zellen eines jungen Embryos breiten sich rund um seine Dotterzelle aus, indem sie sich an der Oberfläche aktiv ausdehnen und Platz für von innen nachrückende Zellen machen, fanden Forscher bei Zebrafischen heraus. Verantwortlich dafür ist die Verringerung der Oberflächenspannung, berichten sie im Fachmagazin "Developmental Cell". Solche Prozesse sind etwa für die Wundheilung wichtig.

Mit Experimenten und Computersimulationen hat Carl-Philipp Heisenberg vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg mit Kollegen das sogenannte "Doming" in der Embryonalentwicklung der Tiere studiert. "Der kleine, gestreifte Zebrafisch beginnt sein Leben als einzige große Zelle, die auf einer Dotterzelle sitzt", so Heisenberg. Diese Zelle und ihre Abkömmlinge teilen sich immer wieder, doch sie sind zunächst nur an einem Ende der Dotterzelle zu finden. Beim Doming breiten sie sich schließlich über die Dotterzelle aus, die sie anschließend wie eine Kuppel (engl. "dome") bedecken.

Verringerte Oberflächenspannung

Ausgelöst wird dieser Prozess von den embryonalen Zellen an der Oberfläche, berichten die Forscher. Sie dehnen sich aktiv aus und verringern damit die Oberflächenspannung. Dadurch weitet sich die Oberfläche aus, und von innen können Zellen nach außen rücken, um sich zwischen die bereits dort befindlichen Zellen zu schieben. Die Kuppel wird dadurch immer dünner und umhüllt immer mehr Oberfläche der Dotterzelle.

Solch eine koordinierte Ausbreitung von Gewebe ist nicht nur ein universeller Mechanismus, durch den Embryos ihre Form annehmen, sondern spielt auch zum Beispiel bei der Wundheilung eine Rolle, so die Forscher. Auch hier formt sich ein komplexes Gewebe mit mehreren Schichten um, indem es dünner wird und sich gleichzeitig ausdehnt. (APA, 19.2.2017)