Es gibt die seltenen Momente im Leben eines Politikers, wo es gilt die Hosen herunterzulassen. Nicht immer passiert dies ganz freiwillig – doch der Welser Vizebürgermeister Gerhard Kroiß entschied sich jetzt völlig ungezwungen für die nackte Wahrheit. Der FPÖ-Politiker lud am Mittwochabend zum ersten Welser Bürger-Stammtisch "Kein Blatt vor dem Mund" in die Sauna der Wohlfühloase "Welldorado".
Die öffentliche Sauna sei eben "seit jeher ein guter Ort", um "zwanglos und frei von der Leber weg" Themen anzusprechen, zeigt sich Kroiß im Standard-Gespräch von seiner Idee überzeugt. Ob nicht soviel Volksnähe ein gewisses Maß an Peinlichkeit mit sich bringe? Kroiß: "Es gibt keine Fotos von mir im Bademantel. Und keine Unten-ohne-Bilder. In der der Sauna bin ich aber ohnehin jeden Mittwoch. Und soviel private Nacktheit sei auch einem Politiker gegönnt."
Sauna-Buffet
Treffpunkt der überschaubaren Menge an diskussionsfreudigen Hitzköpfen war vor dem eigentlich Aufguss das Sauna-Buffet. Zeit, um im Bademantel zwischen Bier und Bretzel dem Herrn Vizebürgermeister einmal persönlich so richtig die Meinung zu sagen. Natürlich nur dem Anlass des Abends entsprechend. Quasi von Schwitzer zu Schwitzer. Da wird über defekte Seifenspender debattiert, die Vielzahl an Haaren im Hallenbadbecken als "echt grauslig" abgetan und die mangelnde Hitze in der Finnsauna beklagt. Zudem würden sich Ausländer "als echtes Problem" in der Wohlfühloase erweisen, da "die regelmäßig im Dampfbad Haare färben".
Der Vizebürgermeister nickt verständnisvoll und verspricht Besserung. Oder zumindest eine genaue Prüfung der Problemsituation. Vor allem gilt es aber, die Probleme aus politischer Sicht erst einmal schriftlich festzuhalten: "Ich sitz immer in der Sauna und höre die Probleme der Leute. Nur hab ich natürlich nie Zettel und Bleistift mit. Darum gibt es vor dem Schwitzen das Treffen im Buffet."
Ob der politische Ausflug in die Welt der Wachler tatsächlich eine Verbesserung für die Welser Sauna-Freunde bringen wird, wird die schweißtriefende Zukunft weisen. Eines scheint aber heute schon klar: Die Popularitätswerte des Welser Vizebürgermeisters sind in ungeahnte Höhen geschnellt. Selbst eine hawaiianische Zeitung wollte zuletzt ein Interview. (Markus Rohrhofer, 15.2.2017)