Bild nicht mehr verfügbar.

Rund 860 Männer befinden sich im Auffanglager auf Manus Island, laut Schätzung sind 78 Prozent von ihnen Flüchtlinge.

Foto: Behrouz Boochani/Handout via REUTERS

Canberra/Wien – Bis Ende des Jahres soll das umstrittene Flüchtlingslager Australiens auf Manus Island geschlossen werden. Das sagte am Mittwoch ein Regierungsbeamter bei einer Anhörung im Bundesstaat Queensland, bei der es um den Tod von Hamid Kehazaei geht. Kehazaei war 2014 an einer Infektion gestorben, die heilbar gewesen wäre. Er hatte sich damit auf Manus Island angesteckt.

"In der Regierung wird angedeutet, dass das Lager mit Ende des Jahres geschlossen wird", sagte Paul Douglas, der stellvertretende medizinische Verantwortliche im Einwanderungsministerium, auf die Frage, was Australien und Papua-Neuguinea – auf dessen Gebiet sich das Lager befindet – mit der Einrichtung zu tun gedenken.

Erste Interviews für die USA

Zwar haben sich die beiden Regierungen auf die Schließung des Lagers geeinigt, doch noch keinen Zeitplan bekanntgegeben. Im April des Vorjahrs hatte das oberste Gericht in Papua-Neuguinea geurteilt, dass die Einrichtung illegal und verfassungswidrig sei. Der Premier des Landes, Peter O'Neill, nannte Manus Island ein "Problem", das dem Ruf Papua-Neuguineas geschadet habe.

Was mit den rund 860 Männern in dem Lager passieren soll, ist unklar. Zwar haben sich Australien und die USA auf einen Flüchtlingstausch geeinigt, doch ist unklar, ob der Deal unter der neuen US-Regierung noch halten wird. Laut Radio New Zealand wurde am Mittwoch immerhin das erste Dutzend Flüchtlinge auf Manus Island zu einer möglichen Umsiedlung in die USA interviewt.

Betreiber will aufhören

Doch die Regierungen stehen unter Zeitdruck. Das spanische Unternehmen Ferrovial, das das Lager betreibt, will die Arbeiten mit Auslaufen des aktuellen Vertrags einstellen. Dieser endet im Oktober. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Reuters werden deshalb den Menschen auf Manus Island bis zu 25.000 Dollar, rund 23.700 Euro, angeboten, wenn sie freiwillig in ihre Herkunftsländer zurückkehren.

Laut Experten handelt es sich bei 78 Prozent der Bewohner um Flüchtlinge. Die 168 Männer, die keine Chance auf einen Flüchtlingsstatus haben, sollen ab kommender Woche abgeschoben werden. Papua-Neuguinea bereitet die ersten Papiere vor. Sri Lanka hat in einer Stellungnahme am Mittwoch angekündigt, dass es seine Staatsbürger zurücknehmen werde und sie keine Verfolgung fürchten müssten. (bbl, 15.2.2017)