Die ersten im Ring sind Diabolica und Crazy Nurse. Die verrückte Krankenschwester schenkt der anderen gleich ordentlich ein, los geht es mit einem "bear hug", nach dem die Teufelin erst einmal nach Luft schnappen muss, sogleich aber beweist, dass sie nicht nur einstecken, sondern auch austeilen kann. Der Befreiungsschlag sitzt, einige Stöße, Tritte, Rollen rück- und vorwärts, und die stramme Diabolica klescht auf die bereits am Boden liegende Gegnerin. Sieg durch K. o., und zwar richtig.
Perspektive: null
Solche Handfestigkeiten am Anfang der dreiteiligen Miniserie "Frauen im Ring" gefallen in der stillgelegten Fabrik von Voltanelle nicht nur Männern. Auch Céline (Romane Bohringer) schaut begeistert zu. Höhepunkte sind rar im Leben der Ehefrau, Mutter und Fabriksarbeiterin. Sie lebt in der Banlieue, dem berüchtigten sozialen Brennpunkt in Paris.
Urlaub ist vorerst gestrichen, die Fabrik hat zugesperrt, der Bankomat spuckt kein Geld mehr aus. Perspektive: null. Im Radio schwadronieren die Nationalisten mit ihren Heilsversprechen.
"Wir brauchen jemanden, der durchgreift", sagen die Leute auf der Straße. "Die Demokratie hat Frankreich zerstört", sagt die Partei. So sieht das Leben der echten "Vorstadtweiber" aus.
Catch-Turnier als politisches Statement
Gegen die Tristesse ihres Lebens stemmen sich in der Serie von Audrey Estrougo (Drehbuch und Regie) vier ehemalige Fabriksarbeiterinnen mit aller Kraft. Neben der Kämpferin Céline sind das die schwangere Marokkanerin Selma (Naidra Ayadi), die sich von den Nationalisten anwerben lässt, ihre Freundin, die selbsternannte Designerin Nathalie (Marie Denarnaud) scheitert mit ihrer Dessouskollektion.
Und Agathe (Marie-Sohna Condé), die sich um eine neue Anstellung als Putzfrau bewirbt, doch wegen der zu geringen Bezahlung einen zweiten Job annehmen muss. Zu Hause erntet sie dafür Verachtung. Das Catch-Turnier wird zum politischen Statement gegen Rechts. Ein starkes Stück. (prie, 16.2.2017)