Ein Ehepaar genießt und feiert den gemeinsamen Erfolg.

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Ole Einar Björndalen bezeichnet seine Leistungen im fortgeschrittenen Alter nicht als Wunder. "Es ist harte Arbeit."

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Hochfilzen – Ole Einar Björndalen ließ keinen Zweifel an seinem ungestillten Medaillenhunger. "Der Kannibale lebt immer noch", sagte der 43-Jährige nach seinem Medaillencoup bei der Biathlon-WM in Hochfilzen und lachte. Bronze in der Verfolgung bedeutete für ihn am Sonntag den 45. Podestplatz bei Weltmeisterschaften. Am Ende sieht sich die Ikone aus Norwegen aber noch lange nicht.

"Kannibale ist ein krasses Wort, aber ich habe auf jeden Fall immer noch Lust. Ich denke nicht so sehr nur an Siege, sondern konzentriere mich nur auf mich", sagte Björndalen, angesprochen auf seinen Spitznamen. Dass er noch immer mit 20 Jahre jüngeren Athleten wie seinem Landsmann Johannes Thingnes Bö, der ihm Silber wegschnappte, mithalten kann, grenzt an ein kleines Wunder. "Es ist mehr harte Arbeit als ein kleines Wunder. Die anderen Athleten sind extrem stark. Es ist sehr schwierig für mich, sie zu schlagen", sagte der Rekordweltmeister und Rekordolympiasieger. Sein Trainingumfang ist enorm, Qualen gehören zur täglichen Arbeit. Was ihn nach 25 Jahren im Weltcup noch antreibt? "Es war eine Motivation, eine Medaille für meine Familie zu gewinnen", sagte Björndalen.

Ein besonderer Tag

Es war an diesem ganz besonderen Tag sogar schon die zweite für die junge Familie. Zuvor hatte Björndalens weißrussische Ehefrau Darja Domratschewa, Dreifach-Olympiasiegerin von Sotschi, in der Verfolgung hinter der Deutschen Laura Dahlmeier sensationell Silber gewonnen, nur viereinhalb Monate nach der Geburt der ersten gemeinsamen Tochter Xenia. "Das ist ein glücklicher Tag für unsere Familie", sagte Domratschewa.

Björndalen verfolgte das Rennen vor dem Fernseher und konnte gar nicht glauben, was er sah. "Sie ist fast schon wieder auf ihrem Toplevel. Es ist unglaublich, was sie geleistet hat", sagte der 20-malige Weltmeister über seine Frau, die erst im Jänner nach mehr als einjähriger Pause in den Weltcup zurückgekehrt war.

Angespornt von der Leistung seiner 31 Jahre alten Ehefrau stürmte er selbst aufs Podium, die versammelte Weltelite um Weltmeister Martin Fourcade verneigte sich. Für die meisten seiner Gegner ist Björndalen ein Kindheitsidol. Einer, der immer schon da war. Im kommenden Jahr soll Schluss sein. Ein letztes Mal Olympia, vielleicht der neunte Olympiasieg? "Vielleicht, vielleicht nicht." Dann will er sich in die Pension verabschieden.

Fourcade motiviert

Björndalen sind die unzähligen Wettkämpfe, Duelle und Trainingsstunden anzusehen. Die Falten im Gesicht werden tiefer, manchmal wirkt er ausgelaugt und müde. Doch dann ist er wieder auf den Punkt da. 94 Weltcupsiege hat er geholt, sechsmal den Gesamtweltcup gewonnen. Vielleicht zieht der Franzose Fourcade (58 Siege) bald mit ihm gleich, bricht seine Rekorde. Was Björndalen von seinem potenziellen Nachfolger hält? "Ich wünsche ihm die Erfolge, aber mir ist es eigentlich egal." Fourcade sei ein "unglaublicher Athlet", einer, "der auf den Skiern einfach alles kann". Er motiviere Björndalen sogar, "weil er sich selbst immer verbessern will".

Er selbst habe sich in den vergangenen 20 Jahren nicht stark verändert, meinte Björndalen. "Sicher sind jetzt die Gegner stärker, und es gibt mehr, die aufs Podest laufen können", sagte er. Doch eigentlich sei nur eine Sache anders, weil er seit Oktober Vater ist: "Ich schlafe zwar immer noch gut, aber dafür etwas weniger."

Am Montag wurde in Hochfilzen geruht, der Dienstag ist quasi eine Wiederholung, am Mittwoch laufen die Damen über 15 Kilometer. Domratschewa macht mit. Der Ehemann ist am Donnerstag dran, die 20 Kilometer stehen an. Die Vorbereitung? "Viel trainieren, wenig schlafen." (sid, red, 13.2.2017)