Neue Woche, neues Glück: Voller Zuversicht geht es in den Montag, hoffnungsvoll und zukunftsfroh – Sie etwa nicht? Warum die Vorfreude? So eine frische Woche bietet sieben Tage oder 168 Stunden oder 10080 Minuten neue Chancen – zum Beispiel auf Antworten, zum Beispiel auf die eine oder andere bisher offene Frage. Da kann man sich doch nur vorfreuen!

1. Wie Anschluss finden?

Worauf hoffe ich da zukunftsfroh? Den Medienhistoriker Fritz Hausjell habe ich vorige Woche gefragt, was er von Alexander Wrabetz' Tweet zur Übernahme von ATV durch ProSiebenSat1Puls4 hält. Der ORF-General twitterte, wie vielfach berichtet und kritisiert: "ATV-Anschluss an deutschen P7-Konzern perfekt." Nun ist Sozialdemokrat Wrabetz, wiewohl aus freiheitlichem Elternhaus, gänzlich unverdächtig der Verharmlosung wie der traditionellen österreichischen Geschichtsverschleierung.

Aber wenn man schon einen profunden Spezialisten zu Medien und Nationalsozialismus in der Stadt hat, der etwa über "Braune Federn" schrieb, über "Die gleichgeschaltete österreichische Presse als nationalsozialistisches Führungsmittel", über "Schuld & Sühne? Warum ich mich mit NS-Journalismus beschäftige", und der über österreichischen Journalismus im Exil habilitierte. Da wollte ich doch um eine Einschätzung gebeten haben und tat das vorigen Donnerstagmorgen. Hausjell ließ mich auf Nachfrage wissen, er sei gerade sehr beschäftigt – womöglich ja mit der wissenschaftlichen Untermauerung der Förderpläne des Medienministers in "Profil". Ich bekundete mein weiteres Interesse und freue mich auf eine Antwort.

@wrabetz' vorletzter Tweet fügt sich übrigens sehr schön zum letzten:

Foto: @wrabetz Screenshot

2. Bieten und bieten lassen

Wo wir schon bei ATV sind: Womöglich kommen diese Woche auch Antworten auf die Frage, wie ATV-Verkäufer Herbert Kloiber erklärt, dass es keine anderen "validen" Angebote für den Sender gibt als jenes von ProSiebenSat1Puls4 – wenn sich jedenfalls drei Boulevardgrößen interessiert haben, und eine von ihnen offenbar schon länger um den Sender bietet.

Vielleicht bot die eine aus der Sicht Kloibers nicht valide genug. Und vielleicht kommt ja noch das eine oder andere Angebot aus einem anderen Boulevardhaus, vielleicht gar doch noch mit RTL an Bord. Das könnte das seit voriger Woche laufende Verfahren vor der Wettbewerbsbehörde über ProSiebenSat1ATV jedenfalls noch erschweren.

3. Förderlich

Bekäme Wolfgang Fellners Mediengruppe Österreich doch noch ATV, kämen zur Privatrundfunkförderung von Ö24.tv von 990.000 Euro (2017, bisher) noch 1,5 Millionen Euro (2017, bisher) Förderung für ATV und ATV 2.

Eine Million gibt es bei ATV heuer für die Nachrichten "ATV aktuell", weitere 320.000 für "ATV 2 aktuell", neben Martin Thürs "Klartext" (62.000) und dem Kulturmagazin "Highlights" (70.000) gibt es heuer auch noch 50.000 Euro für "Die Flugretter". Alle Privatrundfunk-Förder-Daten finden Sie übrigens bei eingehenderem Interesse hier auf der Seite der RTR.

Keine Förderung gibt es offenbar für fernsehgerechtes Make-up der Gäste: Jedenfalls berichtet diese PR-Expertin, ihr sei bei Ö24tv vorgeschlagen worden, die Maske selbst zu bezahlen – zu einem sehr professionellen Preis:

Kostengünstige Alternativvorschläge bietet oe24.at seinen "oe24tv Maske" googelnden Userinnen und Usern (also mir):

Aus der beliebten Reihe Etat-Wochenschau-Symbolbilder.
Foto: Ö24 Screenshot

Der Großteil der Privatrundfunkfonds-Förderung der RTR – rund 14,25 von 15 Millionen Euro jährlich – wird schon früh im Jahr zugeteilt. Daran erinnerte mich gerade Clemens Neuhold mit seiner sehr lesenswerten "Profil"-Story über den Boulevard nach Werner Faymann, über Förderungen und Inserate öffentlicher Stellen. Mit zumindest ebenso lesenswertem Niki-Fellner-Interview (auch wenn die Make-up-Preisfrage dort noch kein Thema war).

4. Offene Inseraten-Fragen

Und da wären wir schon bei der Vorfreude auf die nächsten Antworten: Ich habe natürlich nicht alleine den Mediensprecher der FPÖ und den der Grünen sowie den Leiter des Wiener Presse- und Informationsdienstes PID gefragt, was sie von Medienwissenschafter Matthias Karmasins Vorschlag für Inserate öffentlicher Stellen halten – sondern zum Beispiel auch den Mediensprecher der ÖVP, Werner Amon, und Medienminister Thomas Drozda (SPÖ). Vielleicht kann ja ein anderer prominenter Medienwissenschafter noch helfen bei der Einordnung von Karmasins Vorschlag.

Karmasin schlägt vor: Wie das Vergaberecht etwa für Straßenbau-Aufträge vorsieht, dass nicht der Billigstbieter zum Zug kommt, sondern der Bestbieter, der sich etwa auch an soziale Standards bei der Beschäftigung von Arbeitnehmern und Subunternehmern hält, sollte der Gesetzgeber auch Mindeststandards für die Vergabe von Inseraten formulieren.

Karmasin nennt da beispielhaft etwa die Teilnahme an Branchenselbstkontrolle wie dem Presserat, interne Qualitätssicherungsmaßnahmen – oder was sich die Politik da eben wünscht und vorstellt und die Legisten daraus höchstrichtersicher formulieren können.

5. Die Krone der Fragen

Offene Fragen gibt es wohl in allen Medienhäusern, insbesondere jenen verlegerischer Herkunft, manche davon stammen von mir und warten noch auf Antworten. Ich bin schon gespannt.

Den geschäftsführenden Chefredakteur der "Kronen Zeitung" (Chefredakteur ohne Zusatz ist ja Christoph Dichand) fragen diese Woche andere*: Schülerinnen und Schüler der Vienna Business School Schönborngasse haben für Mittwoch etwa Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder, STANDARD-Vizechefredakteur Rainer Schüller, Exsozialminister und –präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer, Erste-Vorstand Peter Bosek, ORF3-Chefredakteurin Ingrid Thurnher, Daniel Cronin, Co-Founder AustrianStartups, und Harald Krumpöck, Geschäftsführer der Wiener Philharmoniker, zur Diskussion über Wandel eingeladen. In der zweiten Runde mit Thurnher, Cronin und Krumpöck soll auch "Krone"-Macher Klaus Herrmann mitdiskutieren. War da nicht auch noch eine Frage offen? (Harald Fidler, 12.2.2017)