So eilig hatte Peking es noch nie, eine Nachricht in Umlauf zu bringen. Chinas Führung war nach dem Telefonat zwischen Präsident Xi Jinping und Donald Trump am Freitagvormittag so erleichtert, dass sie die Information darüber in Rekordzeit ausstrahlen ließ. Die zentralen Mittagsnachrichten des Staatssenders CCTV verbreiteten die Topmeldung schon um zwölf Uhr.

Millionen TV-Zuschauer sollten erfahren, dass sich Peking in der kritischen Frage durchgesetzt hatte. Trump versicherte Xi gleich zweifach, er verstehe "die für die US-Regierung hochwichtige Bedeutung der Ein-China-Politik". Xi habe die Zusicherung gelobt und sie als "die politische Grundlage für die beiderseitigen Beziehungen" bezeichnet. Beide Seiten profitieren davon, dass der schlimmste Brocken erst einmal vom Tisch ist. Trump, der sich mit zu vielen Gegnern auf einmal angelegt hat und innenpolitisch ebenso kräftig austeilt wie einsteckt, kann eine neue Front, die eine Anerkennung Taiwans eröffnen würde, in Asien nicht gebrauchen.

Alarmstimmung in Peking

Peking hatte hochirritiert reagiert, als er sich von Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen telefonisch hatte gratulieren lassen. Vollends alarmiert wurde Peking von einem Interview, in dem Trump die Ein-China-Politik infrage stellte.

Allerdings hatten Entspannungsgesten der USA China in jüngster Zeit signalisiert, dass Washington Peking derzeit nicht provozieren will. Während Außenminister Rex Tillerson anfangs gedroht hatte, Pekings expansiven Inselbau im Südchinesischen Meer zu stoppen, verwies Verteidigungsminister Jim Mattis vergangene Woche auf "Diplomatie". Vergangenen Mittwoch spielten beide Seiten auch einen potenziell brenzligen Zwischenfall herunter: Ein US-Marineflieger P-3C und ein chinesischer Aufklärer KJ-200 waren einander gefährlich nahegekommen.

Das überfällige Telefonat mit Trump, den seit seinem Amtsantritt 20 Staats- und Regierungschefs anriefen, ging offenbar von Xi aus. Die Kommunikation zwischen Chinas Führer und dem US-Präsidenten gestaltet sich mühsam. Der Anruf am Freitag entkrampft zumindest die schlechte Chemie.

Und er gibt Xi Gesicht: Denn für Freitag US-amerikanischer Zeit hat sich Japans Regierungschef Shinzo Abe, der Gegenspieler von Xi, bei Trump zu Besuch angesagt. Es ist das zweite Treffen zwischen ihnen. Sie wollen dort golfen, um einander kennenzulernen.(Johnny Erling aus Peking, 10.2.2017)