Wenn Erwin Pröll und Josef Pühringer im Frühjahr ihr Amt abgeben, ist Michael Häupl der letzte Landeschef mit mehr als 20 Dienstjahren.

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Nach den Rücktrittsankündigungen der Landeshauptmänner Niederösterreichs, Erwin Pröll, und Oberösterreichs, Josef Pühringer (beide ÖVP), ist Michael Häupl der letzte Landeschef, der mehr als 20 Jahre im Amt ist. Politologe Peter Hajek geht dennoch nicht davon aus, dass der Druck auf den SPÖ-Politiker und Bürgermeister Wiens, seinen Job auch abzutreten, nun größer wird.

"Wer Häupl kennt, kann davon ausgehen, dass die Rücktritte von Pröll und von Pühringer ihn lediglich freundschaftlich berühren", sagt Hajek zum STANDARD. Häupl fahre "weiterhin seinen eigenen Kurs". "Messlatte" für ihn seien nicht Landeshauptleute anderer Länder, sondern "ob er das Haus gut übergibt". Dass Häupl nach 22 Jahren sein Amt "irgendwann" verlässt, sei logisch. Drängen lasse er sich nach Einschätzung des Politologen jedoch nicht, da "es sich um eine andere Partei und andere Bundesländer handelt". Der Bürgermeister müsse erst einen geeigneten Nachfolger finden. "Geeignet bedeutet im Fall der Wiener SPÖ, dass es eine Person ist, die beide Flügel der Wiener Partei wieder zusammenführt." Schließlich seien die Grabenkämpfe der vergangenen Monate auch der Nachfolgedebatte geschuldet, sagt Hajek.

Druck aus eigenen Reihen

In der SPÖ wurden Stimmen laut, die öffentlich Häupls Rücktritt forderten. Der frühere Landesparteisekretär der SPÖ Wien, Christian Deutsch, drängte Häupl im Jänner, bald seine Nachfolge zu klären, und ortete einen gewissen zeitlichen Druck. Von Gerhard Schmid, Ex-Bundesparteimanager der SPÖ, erhielt Deutsch Rückenwind, Funktionäre aus Flächenbezirken schlossen sich a, unter anderem der Simmeringer SPÖ-Bezirksparteichef Harald Troch.

Die einstigen Häupl-Kritiker wollten am Donnerstag großteils keine Stellung beziehen. Man warte, was bei der "Siebenergruppe" herauskomme, einem bei der SPÖ-Vorstandstagung beschlossenen Gremium, um intern Konflikte zu lösen. Dass die "Harmoniegruppe", in der Häupl selbst sitzt, zu einer guten Lösung auch in Bezug auf die Nachfolge kommt, erwartet sich Gemeinderätin und Vorsitzende der Favoritner SPÖ-Frauen, Kathrin Gaal: "Er hat Großartiges geleistet – wann und wo er zurücktritt, muss er selbst entscheiden."

Das Vorgehen Pühringers sei "in Hinblick auf die kommende Wahl vernünftig gelöst". Selbiges erwarte sie sich in Wien: "Auch wir haben 2020 eine Wahl. Es braucht jemanden, der im Wahlkampf Gas gibt und die Inhalte am besten rüberbringt", sagt Gaal im Gespräch mit dem STANDARD.

Deutsch hingegen erklärte, er habe seinen bisherigen Statements "nichts mehr hinzuzufügen". Ob die Entscheidung Pühringers Häupl unter Druck setze? "Das müssen Sie den Bürgermeister fragen." Aus dessen Büro gab es keine Stellungnahme. (Oona Kroisleitner, 9.2.2017)