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Schneekanonen gegen Schneemangel werden langfristig nicht reichen, glaubt manch einer.

Foto: Reuters/Paolo Cocco

Wien – Deutsche urlauben wieder lieber in Österreich. Das ist insofern bemerkenswert, als die für den heimischen Tourismus wichtigsten Auslandsgäste im Jahrzehnt davor zunehmend außerhalb der Alpenrepublik Erholung suchten. Vor allem mediterrane Ziele wie Spanien und Italien, aber auch deutsche Inlandsdestinationen wie Bayern wurden zur Konkurrenz.

Nun macht Österreich laut der jüngsten Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen einen Platz gut und rückt vom zuletzt vierten Platz als beliebtestes Reiseland auf Platz drei vor. Allerdings nicht unangefochten, teilt man ihn doch mit der Türkei. "Österreich hat seine Hausaufgaben gemacht", sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Hamburger Stiftung (die eine Initiative von British American Tobacco ist), auf STANDARD-Anfrage. Was sich positiv ausgewirkt hätte, wäre etwa die Erweiterung der Saisonen gewesen. Urlaub auf dem Bauernhof, Wellness, Wandern: Die Angebotspalette sei breiter geworden, so Reinhardt.

Großwetterlage spielt in die Hände

Darüber hinaus spielt auch die wirtschaftliche und politische Großwetterlage den Österreichern in die Hände. Etwa der teure Schweizer Franken oder die politische Situation in der Türkei. Grundsätzlich ist die Reiselust der Bundesbürger ganz allgemein kräftig gestiegen. Sie verreisen nicht nur wieder öfter, sondern bleiben auch länger und geben mehr aus als je zuvor. Besonders reisefreudig waren die 30- bis 54-Jährigen, von denen fast zwei Drittel eine Reise von wenigstens fünf Tagen unternahmen.

Was die Zukunft betrifft, so könne gerade Österreich von der demografischen Entwicklung profitieren, sagt Reinhardt. Allerdings gelte für manche Tourismusgemeinden immer noch, dass sie sich zu wenig konzentriert Richtung Sommerangebot orientieren: "Schneekanonen gegen Schneemangel werden auf Dauer nicht reichen." Was er den heimischen Tourismusbetrieben mit auf den Weg gibt: "Manche sollten sich lieber auf bestimmte Zielgruppen fokussieren."

Mehr Gründungen als Pleiten

Grundsätzlich schreckt die oft beklagte schwierige Situation in der heimischen Gastronomie- und Beherbergungsbranche offenbar Neugründungen nicht ab. Österreichweit wurden im Vorjahr nach einer Erhebung der Wirtschaftsauskunftei CRIF 4000 Betriebe, großteils als Kleinunternehmen mit maximal 50 Beschäftigten, gegründet. Das waren zwar um rund 100 weniger als im Jahr davor, allerdings ging in diesem Zeitraum auch die Zahl der Pleiten um elf Prozent auf 800 zurück.

Fast ein Viertel der Neugründer (23 Prozent) versuchen ihr Glück in Wien, gefolgt von Niederösterreich (15 Prozent) und der Steiermark (14 Prozent). Die wenigsten Betriebe wurden in Vorarlberg (vier Prozent) und dem Burgenland (drei Prozent) gegründet. Generell haben die meisten ihren Sitz in Wien und Niederösterreich. Bei Touristen wiederum sind Wien und Tirol am beliebtesten.

Grundsätzlich ist die Eigenkapitalausstattung laut CRIF recht passabel, wobei ein Ost-West-Gefälle deutlich erkennbar ist: Vorarlbergs Betriebe weisen eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von 25 Prozent aus. In Wien ist die Decke mit einer Quote von 4,2 Prozent dagegen reichlich dünn. Was wohl eine der Erklärungen dafür sein dürfte, dass Wien auch gemessen an der Zahl der Pleiten ganz vorn ist: 30,6 Prozent der österreichweit 800 eröffneten Insolvenzverfahren entfielen auf Betriebe in Wien. (Regina Bruckner, 9.2.2017)