Wien – Die Marktöffnung im Zahlungsverkehr schreitet voran. Die PSD2-Richtlinie tritt im Jänner 2018 in Kraft und schreibt den Banken vor, Drittanbietern und Konkurrenten einen sicheren Zugang zur Verfügung zu stellen, um Kontodaten einsehbar zu machen und Zahlungen zu initiieren. Ziel der Payment Services Directive 2 ist es, Sicherheit und Verbraucherschutz zu fördern sowie die Kosten im Zahlungsverkehr zu senken. Aber auch der Wettbewerb wird verschärft.

In einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wird damit gerechnet, dass mit PSD2 den Banken bis zu 40 Prozent ihres Gewinns im Retailgeschäft wegbrechen wird. Denn neue Anbieter würden nun noch umfassender als bisher in den Markt drängen und das Geschäftsmodell etablierter Dienstleister bedrohen – vor allem an der Kundenschnittstelle. "Mit PSD2 werden Daten von mehr als einer Milliarde Konten für weitere digitale Dienstleistungen zugänglich", ordnet Sebastian Steger, Partner von Roland Berger, das Potenzial ein.

Für Kunden bringe PSD2 den Vorteil, in einem offenen Markt wie der EU Geld schnell und günstig transferieren zu können. Die eigenen Finanzdaten können zudem effizienter verwaltet werden, weil mit PSD2 Bankkunden künftig über ein einziges Portal Zugang zu allen ihren Konten erhalten sollen und Zahlungen via Drittanbieter abwickeln können.

Chancen sieht man bei Roland Berger aber nicht nur für Konkurrenten, sondern auch für Banken, die ihr Angebot ausbauen wollen – etwa durch die Verbesserung von Prozessen oder nutzerfreundlichere Bezahlverfahren. Steger warnt aber: Würden etablierte Institute das Potenzial von PSD2 nicht erkennen und nur die regulatorischen Mindeststandards erfüllen, riskierten sie, "durch digitale Mitbewerber in ihrer Kundenbeziehung deutlich geschwächt zu werden". Im sich ändernden Umfeld heißt es jedenfalls, schnell zu sein. Denn erste Banken und Wettbewerber positionierten sich bereits mit Lösungen.

2009 wurde mit der Einführung des EU-weit gültigen Überweisungsstandards Sepa die erste PSD-Richtlinie umgesetzt. Seither können Bankkunden Geld innerhalb der Eurozone einfacher und zu gleichen Kosten wie Inlandsüberweisungen tätigen. (bpf, 9.2.2017)