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Social-Dating-Portale wie Tinder machen über In-App-Käufe erstmals nennenswerte Umsätze und gewinnen neue Nutzer.

Foto: Reuters/Mike Blake

Wien – Online-Dating-Anbieter haben in Österreich zugelegt. Die Branche hat 2016 einen Umsatz von insgesamt 19 Millionen Euro erwirtschaftet, das ist ein Plus von zwei Prozent. Der Markt wächst allerdings langsamer als noch ein Jahr davor, als die Wachstumsrate bei rund vier Prozent lag. Das geht aus dem aktuellen Branchenreport der Plattform Singleboersen-Vergleich.at hervor, die die Entwicklungen am österreichischen Markt untersucht.

Das moderate Umsatzplus wurde vor allem durch Weiterentwicklungen bei den mobilen Dating-Apps erreicht, heißt es in dem Report. Anbietern wie Badoo oder Tinder sei es im Vorjahr gelungen, erstmals nennenswerte Umsätze über In-App-Käufe zu erzielen. "Tinder hatte zu Beginn kein funktionierendes Geschäftsmodell. Mittlerweile machen sie aber Geld mit verschiedenen Bezahlfunktionen in der App", sagt Pamela Moucha von Singleboersen-Vergleich.at. Außerdem hätten solche Social-Dating-Anbieter viele neue Nutzer gewonnen. "Diese Portale holen vor allem jüngere Leute auf den Markt und erschließen neue Zielgruppen, zum Beispiel junge Frauen mit Migrationshintergrund."

Swinger-Portale und klassische Vermittler

Obwohl Tinder zuletzt stark gewachsen ist, bleibt die wirtschaftliche Rolle der Dating-App in Österreich überschaubar. Bei den Nutzerzahlen lag der Marktanteil 2016 unter 15 Prozent, beim Umsatz unter fünf Prozent. Das meiste Geld wird noch immer von höherpreisigen Online-Partnervermittlungen wie Parship oder Elitepartner gemacht. Diese Anbieter geben den Nutzern Partnervorschläge auf Basis psychologischer Tests und verlangen Mitgliedsbeiträge.

Stabil läuft auch die Entwicklung von Portalen für die Suche von Erotikpartnern. In diesem Segment haben sich in den vergangenen Jahren vor allem Anbieter aus der Swingerszene wie Leswing.net hervorgetan, schreiben die Autoren des Branchenreports.

Briten sind Europameister, Österreich abgeschlagen

Europameister beim Online-Dating sind die Briten. In Großbritannien ist der Markt besonders groß, zuletzt lag der Jahresumsatz bei knapp 240 Millionen Euro, gefolgt von Deutschland mit rund 199 Millionen und Frankreich mit knapp 120 Millionen. Der österreichische Markt ist mit seinen 19 Millionen Euro Umsatz eher begrenzt und wird von internationalen Anbietern dominiert.

Auch beim Pro-Kopf-Umsatz läuft es verhalten. Österreich, bis 2012 noch unter den europäischen Top Five, ist in den letzten Jahren ins hintere Mittelfeld zurückgefallen. Am meisten Umsatz pro Einwohner machen Online-Dating-Anbieter in der Schweiz, gefolgt von den Briten und den Skandinaviern. Zum Erliegen gekommen ist der Markt im südlichen Europa wie in Italien, Spanien und Portugal. Nach starken Umsatzeinbrüchen findet hier kaum noch bezahltes Online-Dating statt. "Im Süden spürt man die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre stark, die Leute haben einfach kein Geld mehr für Online-Dating. Der Markt ist dort tot", sagt Moucha.

Wer es online leicht hat, und wer nicht

Der Erfolg des Einzelnen beim Online-Dating hängt zum größten Teil vom Suchenden selbst ab, heißt es im Branchenreport. Entscheidend sei, wie sich die Nutzer präsentieren, wie sie Kontakt zu interessanten Singles aufnehmen und wie sie sich von Mitbewerbern abheben können. Trotzdem gebe es einzelne Gruppen, die online besonders leicht oder besonders schwer einen Partner finden.

Gute Chancen hätten alleinstehende Eltern, ältere Singles mit einem begrenzten sozialen Netzwerk oder Singles, deren Jobs zeitliche Einschränkungen mit sich bringen, so wie bei Medizinern oder Gastronomen. Sie alle fänden online deutlich leichter einen Partner als offline. Den schwersten Stand bei der Online-Partnersuche hätten Akademikerinnen mittleren Alters und arbeitslose Männer. (Philipp Bauer, 8.2.2017)