Wien – Die Mailänder Unicredit holt sich nicht nur vom Kapitalmarkt frisches Geld, sondern auch von ihrer Münchner Tochter Hypo Vereinsbank (HVB) – und zwar drei Milliarden Euro. Damit eisen die Italiener einen Teil jener 12,5 Milliarden Euro los, um die die HVB 2006 ihre Tochter Bank Austria (BA) an die Unicredit verkauft hatte. Diesen "Nibelungenschatz" (ein Banker) hat die HVB bis dato eisern gegen den Zugriff ihrer Mutter Unicredit verteidigt – mit Unterstützung der deutschen Aufsichtsbehörde Bafin, der daran lag, dass das Kapital bei der HVB blieb. Die nunmehr zuständige Aufseherin, die Europäische Zentralbank (EZB), hat aber nichts gegen die – notabene gruppeninterne – Überweisung des Kapitals, sie hat sich durchgesetzt.

Neue Garantievereinbarung

Die im HVB-Aufsichtsrat sitzenden Belegschaftsvertreter werden den Vorschlag an die Hauptversammlung, eine Sonderdividende auszuzahlen, mittragen. Sie haben Mitte Dezember im Gegenzug eine neue "Garantievereinbarung" mit Vorstand und Aktionär Unicredit unterschrieben. In den elf Punkten wurde u. a. fixiert, dass die HVB nicht verkauft wird und ihre Aktivitäten nicht in Mailand konzentriert werden, zudem wurde der Sozialplan bis zum Jahr 2025 verlängert.

Von der Wiener Tochter Bank Austria (BA), die ja bereits ihr gesamtes Osteuropageschäft (CEE) an die Mutter in Mailand abgeben musste, haben die Italiener dagegen keinen Geldsegen mehr zu erwarten. Im Gegenteil, musste sich Unicredit doch im Rahmen der Abspaltung der CEE-Sparte dazu verpflichten, heuer noch rund 700 Millionen Euro an Eigenmitteln an die BA nach Wien zu überweisen und das Geld nicht wieder abzuziehen.

Dass aus dem nun übriggebliebenen Geschäft der BA (Österreich) dividendenfähiger Gewinn zum Verteilen bleibt, ist eher unwahrscheinlich. Ganz genau wird man es im März wissen, wenn die erste rein österreichische BA-Bilanz präsentiert wird. Aus selbiger wird man übrigens auch ersehen, wie viel Geld für die letzten "Bankpensionisten" (deren Ruhestandseinkünfte von der Bank bezahlt werden) zur Seite gelegt sind. Ungefähr drei Milliarden Euro dürften das schon sein. Die Haftungen dafür trägt die Gemeinde Wien – und, um die Bankpensionisten zu beruhigen und die CEE-Abspaltungsbeschlüsse nicht zu gefährden, hat auch die italienische Unicredit ein Scherflein beigetragen. Obwohl sie nicht haftet, hat sie heimlich, still und leise ein Statement abgegeben: Sie habe ein Pfand bestellt aus Wertpapieren, mit denen die Ansprüche der Bankpensionisten bis 2028 abgedeckt wären.

Übersiedlung aller Töchter

Der Mitarbeiterabbau in der Wiener Unicredit-Tochter ist unterdessen so gut wie abgeschlossen. Die Leute in Wien, die bleiben (und nicht in Filialen arbeiten), werden in ziemlich genau einem Jahr übersiedeln. Im Frühling 2018 soll der "Austria Campus" (gehört der Signa) in Wien-Leopoldstadt fertiggestellt werden. Die bisherige Bankzentrale in der Wiener Schottengasse ist ja längst verkauft, 2018 muss die BA ausziehen (oder das Bleiben wird teurer für sie). Das Gerücht, dass die BA wegen des heftigen Mitarbeiterschwunds nun nicht alle Mietflächen im Campus (66.000 von insgesamt 200.000 Quadratmetern) brauchen werde, weist man in der BA zurück. Übersiedeln würden nun die (verbliebenen; Anm.) Mitarbeiter "aller Banktöchter", wie es heißt. (Renate Graber, 7.2.2017)