Wien – Einen unerwünschten Nebeneffekt des Pflanzenhormons Salicylsäure, das etwa in Medikamenten zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung vorkommt, hat nun ein Forscherteam mit Wiener Beteiligung entdeckt. Da der Wirkstoff dem Körper Eisen entzieht, könne es sein, dass das oft in den oberen Atemwegen ansässige eisen-affine Bakterium Staphylococcus aureus seine Aktivität verstärkt.

Das Bakterium ist bei ungefähr einem Viertel der Bevölkerung in den oberen Atemwegen zu finden, hieß es am Freitag in einer Aussendung der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien. Im Normalfall besteht dadurch kein Gesundheitsrisiko. Wenn aber eine Infektion mit einem anderen Krankheitserreger ausbricht und das Immunsystem geschwächt ist, legen sie in an Aktivität zu – und können selbst bedrohliche Infektionen auslösen.

Aufnahme durch Nahrung

In Laborversuchen hat das Team um Monika Ehling-Schulz vom Institut für Mikrobiologie der Vetmed zusammen mit Kollegen aus Argentinien nun im Fachjournal "Frontiers in Microbiology" gezeigt, dass auch der stärkere Konsum des Wirkstoffes Salicylsäure die Bakterienaktivität indirekt fördern kann. Denn diese Verbindung bildet einen Komplex mit Eisenionen im Blut – und entzieht diese Spurenelemente damit den Staphylokokken.

Steht den Mikroorganismen zu wenig oder kein Spurenelement zur Verfügung, stellen sie ihren Stoffwechsel um. Sie reagieren auf die veränderten und für sie negativen Bedingungen und verstärken ihren Biofilm, eine Art Schleimschicht. Durch diesen Biofilm können sie einen noch längeren Zeitraum ungünstiger Lebensbedingungen überdauern.

Salicylsäure nimmt man auch mit dem Konsum von Früchten, Obst und Gemüse auf. "Dadurch isst man quasi jeden Tag eine kleine Dosis des Wirkstoffes", sagte Tom Grunert von der Vetmeduni. "Wir konnten zeigen, dass häufiger Konsum von Salicylsäure bzw. ein vegetarischer Lebensstil die Kolonisierung der oberen Atemwege mit Staphylococcus aureus unterstützen kann", erklärte der Forscher. (APA, 3.2.2017)