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Salat wird in Großbritannien derzeit rationiert: Viele Supermärkte geben nur maximal drei Häuptel pro Einkauf ab.

Foto: Reuters

Wien – Dass es auch in Südeuropa klirrend kalt ist, merkt man spätestens bei einem Gang durch den gut beheizten heimischen Supermarkt. Schnee und Frost von Spanien bis Griechenland, Überschwemmungen und ungewohnte Kälte in Spanien. Südeuropa friert wie lange nicht mehr – das Angebot an Obst und Gemüse schmilzt, die Preise sind gesalzen. Das macht Gurken und Häuptelsalat derzeit zum begehrten, aber auch besonders teuren Gut. Erstere, aus Spanien importiert, kosten derzeit im Handel zwischen 1,29 und 1,49 Euro, der Eisbergsalat bis zu 1,99 Euro, das ist fast das Doppelte wie in "normalen Zeiten". Das Bündel Schnittlauch, Petersilie oder Dille liegt um jeweils 0,99 Euro in den Regalen der Supermärkte.

Um bis zu hundert Prozent höher bewege sich derzeit der Einstandspreis, sagt Günter Achleitner, Chef des gleichnamigen Biogroßhandels aus Eferding bei Linz, zum STANDARD. Vom Preisanstieg besonders betroffen sind unter anderem Zucchini, Paprika und Tomaten. Eine Situation, die Achleitner im Prinzip nicht fremd ist, dass von der Kältewelle gleich mehrere Importländer betroffen sind, sei hingegen einmalig. Seit Weihnachten halte die Knappheit bereits an. Mit einer Entschärfung der Situation rechnet der Biobauer erst in einigen Wochen. Denn Kälte bedeute nicht nur geringeren Ertrag, auch das Setzen neuer Pflanzen verzögert sich. Den Konsumenten rät er, inzwischen auf Wurzelgemüse oder Vogerlsalat aus heimischer Produktion zurückzugreifen.

Knappheit nicht gleich Engpass

Ähnlich sieht man das bei der Handelskette Spar: Knappheit heiße nicht gezwungenermaßen Lieferengpässe. Die Ernte in Süditalien beispielsweise leide derzeit unter der Schneelast, die das Gemüse zusammenquetscht und beschädigt, aber auch unter der geringen Sonneneinstrahlung. "Die Händler sind aber darauf vorbereitet. Wir weichen auf andere Regionen aus", so Nicole Berkmann.

Glashäuser hält Achleitner für keine Alternative, sie seien "ökologischer Unsinn". Beleuchtung und Heizung während der Wintermonate kämen teurer als die Einfuhrkosten für ausländische Ware. Unterdessen gab Frutura, Handelspartner von Spar, bekannt, sein mit Thermalwasser beheiztes Großglashaus im oststeirischen Bad Blumau ab dem Frühjahr erweitern zu wollen. Im Dezember soll hier bereits die erste Ernte eingefahren werden.

Rationierung in Großbritannien

Dass nicht immer alles so "grün" ist wie hierzulande, zeigt sich am Beispiel Großbritannien: Wie die Warenströme von Salat und Gemüse aus der EU auf die Insel nach dem angestrebten harten Brexit aussehen werden, steht noch in den Sternen. Derzeit sind sie jedenfalls laut einem BBC-Bericht unterbrochen. Am stärksten davon betroffen sind dabei einmal mehr Salat, aber auch Brokkoli, Melanzani, Tomaten und Paprika wurden knapp. Die Ursachen sind aber nicht wirtschaftspolitisch bedingt, sondern ebenfalls auf das ungewöhnlich kalte Wetter in Spanien zurückzuführen.

Nachdem in sozialen Medien Fotos von leeren Salatregalen zu kursieren begonnen hatten, beschränkten große britische Supermarktketten wie Tesco und Morrisons die Abgabe. Pro Einkauf werden nur noch maximal drei Salatköpfe an die Kundschaft ausgegeben, um die Versorgung sicherzustellen und Hamsterkäufe zu unterbinden.

Der britische Gemüsegroßhändler Nick Padley erwartet, dass die angespannte Versorgungslage bei Waren aus Spanien noch sechs bis acht Wochen andauern wird. Bis dahin versucht er der Verknappung mit Importen aus den USA entgegenzuwirken. "Es sind harte Zeiten", lässt Padley die Verbraucher wissen. Aus den USA eingeführte Salatköpfe kosten nämlich deutlich mehr als jene aus der EU. (Alexander Hahn, Sigrid Schamall, 3.2.2017)