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Die New Yorker Börse ist jedenfalls schon auf Snapchat.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

Los Angeles – Die Firma hinter der populären App Snapchat geht an die Börse. Die Snap Inc. will bei der Aktienplatzierung drei Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Euro) einnehmen, wie sie am Donnerstag ankündigte. Der US-Messaging-Dienst will bei seinem Börsengang den neuen Aktionären kein Mitspracherecht einräumen und verspricht auch keine Gewinne.

Erstmals wurden auch Geschäftszahlen präsentiert. Dem Börsenprospekt zufolge verlor Snap im vergangenen Jahr 514,6 Millionen Dollar nach einem Fehlbetrag von knapp 373 Millionen Dollar 2015. Der Umsatz sprang zugleich aber von 58,6 auf 404,5 Millionen Dollar hoch.

Firmenwert bis zu 25 Milliarden

Snap dürfte Insidern zufolge mit insgesamt 20 bis 25 Mrd. Dollar bewertet werden. Es wäre damit der größte Börsengang eines US-Technologieunternehmens seit Facebook. Snap will voraussichtlich im März an die Börse gehen. Berichte darüber gab es bereits seit Monaten. Die erstmals veröffentlichten Zahlen zeigten auch Schwächen im Geschäft auf.

So stockte das früher rasante Wachstum der Nutzerzahlen Ende des vergangenen Jahres plötzlich. Snapchat hatte laut Börsenprospekt im Schlussquartal 2016 im Schnitt rund 158 Millionen User am Tag. Im Vergleich zum dritten Quartal kamen nur noch fünf Millionen Nutzer hinzu. Im gesamten Jahr waren es aber rund 50 Millionen.

68 Millionen Nutzer in den USA

Die USA sind der wichtigste Markt mit 68 Millionen täglichen Nutzern, Europa folgt mit 52 Millionen. Snapchat wurde vor allem bei jungen Nutzern populär mit Fotos, die nach dem Ansehen von alleine verschwinden. Das Geld soll bei Snapchat vor allem mit Werbung verdient werden. Inzwischen wird die App auch stärker zu einer Plattform für Medieninhalte ausgebaut. Und Snap brachte eine Kamera-Brille heraus, deren Vertrieb in diesem Jahr dem Börsenprospekt zufolge stark ausgebaut werden soll. Bisher wurde sie nur in kleinen Mengen vor allem aus wenigen Automaten mit wechselnden Standorten verkauft.

Die Unterlagen offenbaren auch, dass die Mitgründer Evan Spiegel und Robert Murphy die beiden starken Figuren bei Snap sind: Sie halten jeweils knapp 22 Prozent der Anteile und 44,3 Prozent der Stimmrechte. Damit kann ohne sie keine Entscheidung getroffen werden. Lohnen dürfte sich der Börsengang auch für die frühen Geldgeber Benchmark Capital Partners und Lightspeed Venture Partners, die jeweils 12,7 und 8,3 Prozent der Aktien halten.

Zwei Milliarden für Google

Angesichts des kolportierten Unternehmenswerts machte ein Kommilitone von Spiegel und Murphy, der behauptete, die von allein verschwindenden Bilder seien eigentlich seine Idee gewesen, einen schlechten Deal. Die Klage von Reggie Brown wurde 2014 mit einer Zahlung von 157,5 Mio. Dollar beigelegt, wie aus dem Börsenprospekt hervorgeht. Brown warf den Snapchat-Mitgründern vor, sie hätten die App auf seiner Idee aufgebaut, aber ihn leer ausgehen lassen.

Google profitiert vom Snapchat-Wachstum als technischer Dienstleister. Snap bezieht von dem Internet-Riesen die Cloud-Dienste und schloss gerade einen Fünfjahresvertrag ab, für den insgesamt 2 Mrd. Dollar fließen sollen. (APA, Reuters, 3.2.2017)