Wien – Im Vorfeld des am Freitag stattfindenden Akademikerballs finden die Proteste gegen die Tanzveranstaltung in der Wiener Hofburg nicht nur auf der Straße statt. Die zivilgesellschaftliche Kampagnen-Organisation #aufstehn setzte – wie schon in den vergangenen Jahren – auch heuer wieder auf eine breitangelegte Onlineaktion.

"Nach der Bundespräsidentschaftswahl sind alle Blicke auf Österreich gerichtet", sagt Nelson Carr von #aufstehn. "Es kann nicht sein, dass sich jedes Jahr Rechtsextreme aus ganz Europa ein Stelldichein in den repräsentativen Räumlichkeiten der Republik geben."

derStandard.at

Gemeinsam mit der 84-jährigen Zeitzeugin Dora Schimanko, die im Alter von sechs Jahren vor dem Nationalsozialismus nach England fliehen musste, startete die Organisation einen Aufruf an die Betreiber der Hofburg. "Es kann nicht im Interesse der Mitglieder der Hofburg-Betreibergesellschaft sein, dass dieser Ball dort stattfindet und das Ansehen der Republik gefährden kann", sagt Carr.

4.000 Protest-Briefe

"Wir wenden uns heuer direkt an die Mitglieder der Hofburg-Betreibergesellschaft", erklärt Carr. Das sind etwa das Hotel Sacher und Columbus Reisen. "Sie könnten als Mitglieder dafür sorgen, dass der Ball nicht mehr in der Hofburg stattfindet." Auf der Homepage von #aufstehn rufen die Organisatoren zu einer Protestmail-Aktion auf. Rund 4.000 Menschen sind diesem Aufruf bereits nachgekommen und haben über das Onlinetool eine E-Mail an alle Betreiber gesendet.

Screenshot: #aufstehn

Die Plattform soll Menschen, die sich mit einer Demonstration als Form des Protests nicht wohlfühlen oder nicht im Land weilen, die Möglichkeit geben, sich einzusetzen. "Wir nutzen digitale Technologien im Internet, um Menschen zu Themen, die ihnen unter den Fingernägeln brennen, die Möglichkeit zu geben, mitzubestimmen und Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen", erklärt #aufstehn-Geschäftsführerin Maria Mayrhofer. Rund 40.000 Menschen vernetzten sich mittlerweile über die Plattform. Von ihnen holt sich das #aufstehn-Team inhaltliche Anregungen für Kampagnen.

12.000 Euro für Charity-Ball

Im vergangenen Jahr setzte das Team auf einen Spendenaufruf. "Wir wollten den Akademikerball zum größten Charity-Ball für Geflüchtete machen", erzählt Mayrhofer. Jede verkaufte Ballkarte sollte symbolisch als Spende eingenommen und der Organisation "Flüchtlinge willkommen" gespendet werden. Dadurch wurde eine Gesamtsumme von knapp 12.000 Euro gespendet. "Es ist wichtig, aufzustehen und zu zeigen, dass man nicht damit einverstanden ist, dass Rechtsextreme in der Hofburg tanzen." (Oona Kroisleitner, Maria von Usslar, 3.2.2017)