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Österreich ist bei Gästen aus dem arabischen Raum sehr beliebt: Die Nächtigungszahlen steigen stetig.

Foto: Reuters/Foeger

Albert Ebner hat viel zu tun. Der Wirt und Hotelier ist viel beschäftigt damit, seine Kollegenschaft zu beruhigen. Als Spartenobmann der Salzburger Wirtschaftskammer soll er über ein Regierungsvorhaben informieren. Das geplante Vollverschleierungsverbot sorgt nämlich für Aufregung in der Tourismusbranche. "Ich will nicht sagen, dass die Wogen hochgehen, aber es gibt viele Fragen", sagte er zum STANDARD. Sein Problem dabei: "Als Interessenvertretung sind wir gefordert zu informieren. Wir sollen die Ängste nehmen, obwohl wir selbst gar nicht wissen, wie die Regelung aussehen wird."

Klar scheint momentan nur zu sein, dass das Vollverschleierungsverbot auch für Touristinnen gelten soll. Der Pressesprecher von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz hatte dieses Vorhaben am Montag auch folgendermaßen kommentiert: "Das Vollverschleierungsverbot gilt auch für Zell am See und das Goldene Quartier."

Keine Kleidungsstatistik

Wie das konkret funktionieren soll, ist Hotelier Ebner nicht klar: "Was passiert dann nach der Landung am Flughafen? Wie wird das gehandhabt?", fragt er sich. Und überhaupt: "Die erste Herausforderung lautet klarzustellen, was Verschleierung ist. Ist das schon ein Tuch?" Wie viele urlaubende Burka-Trägerinnen es gebe, wisse niemand: "Wir führen doch keine Kleidungsstatistik." Die Frage sei auch, wie eine solche Regelung in den Herkunftsländern aufgenommen werde.

Auch in der Bundeswirtschaftskammer will niemand schätzen, welche Auswirkungen ein Verbot haben könnte. "Die Wahrheit ist: Wir wissen es nicht. Das werden wir nach der ersten Saison feststellen können", sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus. Davon, dass es "da und dort einen gewissen Erklärungsbedarf" geben wird, geht sie aus. Wie auch: "Wenn das ganz strikt und rigoros gehandhabt wird, gibt es sicher negative Auswirkungen." Derzeit halte man Kontakt mit jenen Regionen, die besonders von Gästen aus arabischen Ländern frequentiert werden – also mit einigen Tiroler Gemeinden oder dem Raum um Zell am See. Nocker-Schwarzenbacher vermeidet jegliche politische Bewertung, hält aber fest: "Führt es zu Nachteilen, melden wir uns."

"Sind ein Gastgeberland"

Vielleicht halten sich die Tourismusverbände wie auch jener in Zell am See deshalb noch bedeckt: Erst gelte es die Ausformulierung des Vollverschleierungsverbotes abzuwarten, lautet etwa die Stellungnahme von Wien-Tourismus. Eines steht außer Streit: Die Zahl der Touristen, die aus dem arabischen Raum kommen, steigt kontinuierlich. "Der Trend ist generell eindeutig", heißt es in der Wirtschaftskammer dazu. Beispiel Saudi-Arabien: Kamen im Jahr 2013 rund 80.000 Reisende ins Land, sind es 2015 bereits rund 118.000 gewesen. In Nächtigungen ausgedrückt: 272.900 im Jahr 2013 und 306.999 zwei Jahre später. Im Tourismusbüro von Zell am See wird ebenso auf die Nächtigungszahlen in der Region verwiesen, die sich konstant erhöhen: von 6,44 Prozent im Tourismusjahr 2009/10 hin zu 15,1 Prozent im Tourismusjahr 2015/16.

Auch der Hotelier Ebner weiß darum. Ihm ist daher eines wichtig: "Wir sind ein Gastgeberland. Das ist unser Credo." (Peter Mayr, 1.2.2017)