Paris – Ein internationales Forscherteam hat im Südwesten Frankreichs ein 38.000 Jahre altes Kunstwerk entdeckt. Die Ritzzeichnung auf einer Steinplatte im Département Dordogne müsse zu den ältesten Felszeichnungen Europas gezählt werden, schreiben die Forscher um Raphaëlle Bourrillon (Oxford University) und Randall White (New York University).

Foto: Musée national de Préhistoire collections/Ph. Jugie

Die Darstellung zeigt nach Interpretation der Archäologen einen stilisierten Auerochsen, der von mehreren auffälligen Punktreihen umgeben ist. Solche Ornamente sind auch aus anderen Fundstätten bekannt, etwa aus der Höhle von Chauvet und von Funden auf der Schwäbischen Alb.

Unklare Bedeutung

Die Verbreitung der Technik und die thematische Ähnlichkeit der Darstellungen ließen auf eine überregionale Bedeutung schließen, so die Forscher im Fachblatt "Quaternary International". Wofür die Muster stehen, ist allerdings unklar. Sie sind jedenfalls fast immer um oder neben Abbildungen von Tieren zu sehen.

Gleichzeitig weisen die Ornamente der verschiedenen Fundorte auch Eigenheiten auf, was Ausdruck der Entwicklung regionaler Identitäten sein dürfte. "Die Entdeckung wirft ein neues Licht auf die regionale Ausprägung von Kunst in ganz Europa zu einer Zeit, in der sich der moderne Mensch über den Kontinent verbreitete", sagte White.

"Nach ihrer Ankunft aus Afrika ließen sich die modernen Menschen in West- und Mitteleuropa nieder und verfügten zunächst über große Gemeinsamkeiten in ihrer grafischen Ausdrucksweise", so der Forscher. Mit der Zeit entstanden dann regionale Unterschiede. Die Fundstätte im Tal des Flusses Vézère ist schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Neue Ausgrabungen einer teilweise eingestürzten Höhle brachten das Kunstwerk ans Licht. (red, 30.1.2017)