Washington – Das Weiße Haus hat in einer Erklärung zum Holocaust-Gedenktag das Schicksal der sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden unerwähnt gelassen. Die am Freitag veröffentlichte Erklärung gedenkt der "Opfer, Überlebenden und Helden" des Holocaust, ohne aber auf die Ermordung der Juden einzugehen. Medienberichten zufolge handelte es sich offenbar um ein Versehen.

"Rätselhaft und beunruhigend"

Die Anti-Defamation-League, die gegen die Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, bezeichnete das Versäumnis als "seltsam". Es sei "rätselhaft und beunruhigend", erklärte ihr Vorsitzender Jonathan Green auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Er erinnerte daran, dass sowohl die republikanischen wie auch die demokratischen US-Präsidenten in der Vergangenheit in ihren Erklärungen zum Holocaust-Gedenktag auch auf das Schicksal der Juden eingegangen seien.

Im vergangenen Jahr hatte der damalige US-Präsident Barack Obama in seiner Erklärung ausdrücklich der "sechs Millionen Juden und der Millionen weiteren von den Nazis während des Holocaust Ermordeten" gedacht. Sein Vorgänger George W. Bush hatte im Jahr 2005 zum 60. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz erklärt, der Gedenktag sei eine "Mahnung", gemeinsam gegen Antisemitismus zu kämpfen, wenn immer er sich manifestiere. (APA, 28.1.2017)