Der Winter kam, der Handel jubelt und sieht wieder Luft nach oben.

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Wien – Klirrende Kälte und reichlich Schnee lassen die Sporthändler in Österreich nach zahlreichen entbehrungsreichen Wintersaisonen befreit durchatmen. "Unsere Lager sind wieder durchgeputzt", sagt Holger Schwarting, Chef der Sport 2000. Die Gruppe an Fachhändlern, die gemeinsam mit der Grazer Gigasport ein Drittel des Marktes bedient, spielte im Jänner 60 Prozent mehr Umsatz herein als vor einem Jahr, rechnet er vor.

Die Tagesgeschäfte seien nicht selten ums Zwei- bis Dreifache gewachsen. Die ganze Branche habe im Jänner um bis zu 30 Prozent zugelegt, vor allem in Ostösterreich. Ob Eislaufschuhe, Schlitten oder warme Jacken – "wir hätten heuer erstmals seit fünf Jahren mehr verkaufen können, als wir auf Lager hatten. Und das hat gut getan."

Gernot Kellermayr weiß aus der Reihe der kleinen Händler Ähnliches zu berichten. Nachdem viele drei magere Jahre hinter sich hatten, sei Durchschnaufen angesagt, resümiert der Präsident des Verbands der Sportartikelerzeuger.

Konkurrenz aus Norwegen

Viel Muße ist ihnen allerdings nicht vergönnt. Vier neue internationale Branchenriesen stehen vor den Toren. So begehren die Norweger mit dem Diskonter XXL Einlass. Zwei Standorte in den Einkaufscentern Donauzentrum und Shopping City Süd gelten als fix. Bis zu 20 stehen auf ihrem Expansionsplan, was hiesige Ketten aber für unrealistisch halten. Denn vor allem an begehrten Tourismusregionen würden sich Neuankömmlinge die Zähne ausbeißen,

Decathlon schwebt zwar schon seit Jahren als Rivale im Raum, ohne bisher ernst gemacht zu haben. Maklern zufolge verspricht der französische Konzern jedoch heuer Nägel mit Köpfen – was sich in ein bis zwei Eröffnungen niederschlagen könnte. Die Schweizer Deichmann-Tochter Ochsner soll Österreich ebenfalls auf ihrem Speiseplan haben.

Weiterer Brite

Auch JD Sports will ein Stück vom Kuchen. Die Briten würden hierzulande auf einen guten alten Bekannten stoßen: Auf Sports Direct, der in Österreich Eybl kaufte und seither vergeblich versucht, sich selbst zu finden. Die Hälfte des Umsatzes und ein Drittel der einstigen Filialen sind weg, die Verluste hoch.

Dass sich der Diskonter mit einer Pleite in Österreich vor seinen Aktionären eine Blöße geben würde, glauben Konzernkenner dennoch nicht. Dafür sei Sports Direct international dank niedriger Personalkosten, ausgeklügelter Logistik und mächtiger Eigenmarken zu finanzstark. In den Bilanzbüchern standen zuletzt in Summe mehr als 300 Millionen Euro Gewinn.

Platz für Neues

Die Briten werden sich hierzulande über kurz oder lang eher mit rund 20 Standorten zufriedengeben, so die Prognosen. Da es an einem eigenständigen Österreich-Management und somit an jeglichen offiziellen Auskünften fehlt, bleibt ihre Strategie aber diffus.

Klar ist allein, dass es Luft für neue Anbieter gibt. Kleine Spezialisten wussten das bisher ebenso zu nutzen wie Intersport-Händler. Dass XXL und Decathlon als reine Diskonter in Österreich Meter machen, bezweifelt Kellermayr aber. "Die Österreicher wollen nach wie vor gut beraten werden, und dafür sind sie auch bereit, zu zahlen."

Sportliche Österreicher

250 Euro geben sie im Schnitt im Jahr für Sportartikel aus, weit mehr als doppelt so viel wie Deutsche, weiß Schwarting. Geschätzt 17 Prozent der Umsätze laufen via Internet und fließen damit primär ins Ausland ab. "Onlineverkauf ist fast immer Export von Kaufkraft."

Der Webhandel werde die Branche weitere Anteile kosten, betont Schwarting, nicht ohne den Boom zu relativieren: Stationäre Händler seien immer schon beschnitten worden. So habe der Versandhandel mit seinen Katalogen bereits vor 15 Jahren 14 Prozent des Geschäfts für sich beansprucht. (Verena Kainrath, 28.1.2017)