Auf dem Wasser gehen ist das eine – surfen das andere: Hans Weigands "Trouble in Paradise (Falling J....)" (2016).

Foto: Galerie Gabriele Senn

War Jesus als Surfer zu patschert oder die Welle zu schwierig? Man weiß es nicht. Sicher ist nur: Der Heiland befindet sich, kopfüber, mitten im Fall von einem Surfbrett, das es neben ihm recht unglücklich in der Welle aufgestellt hat.

So zeigt es Hans Weigands Bild Trouble in Paradise (Falling J....) aus dem Jahr 2016, das derzeit in der Galerie Senn zu sehen ist. Präsentiert werden dort jüngere Variationen aus der Serie der Surferbilder, die Weigand (geb. 1954 in Hall in Tirol) nach einem Kalifornienaufenthalt in den 1990er-Jahren begann.

Ähnlich wie der US-Zeichner Raymond Pettibon, mit dem ihn ein gemeinsames Musikprojekt verbindet, hatte Weigand jedoch keine Bekräftigung des großen Mythos der Surferkultur der 1950er- und 1960er-Jahre im Sinn. Statt eines sonnigen Traums vom "endless summer" entwarf er düstere Wellengebirge, in denen die Helden weniger frei und ungebunden denn ausgeliefert wirken. Das Bild des Wellenreiters als souveränem Gegenüber der Naturgewalten ironisierte er, indem er Superhelden oder mythologische Figuren auf die Bretter stellte.

Kurzschlüsse zwischen den Zeiten

Die Popkultur wird auf diese Weise mit der Geistesgeschichte kurzgeschlossen, der junge Sport mit den alten Kämpfen der Vernunft gegen die unberechenbare Natur. An die Oberfläche treten solche Referenzen etwa im bei Senn zu sehenden Bild London Calling (2016): Kein Surfer, aber ein Reiter prescht, die E-Gitarre in der Hand, aus Fluten, die im Hintergrund die Londoner St.-Pauls-Kathedrale zu verschlingen scheinen.

Zur Vermengung der Zeitebenen tut unterdessen die berückende Technik Weigands das Ihrige: Seine Arbeiten bestehen in Druckstöcken, jenen Holzplatten also, von denen gemeinhin Abzüge gemacht werden. Die Platten werden zunächst bemalt, anschließend wird die Darstellung aus dem Holz geschnitzt. Die Motive sind dabei aus Versatzstücken aus dem Archiv Weigands, selbst ein Surfer zwischen den Genres und Stilen, zusammengebaut.

Die Raufereien zwischen Natur und Kultur sind auf den bei Senn zu sehenden Bildern übrigens mitunter entschieden: Ghostsurfer 5 und 6 heißen hier etwa zwei Bilder von 2016, auf denen das Meer seine Spielgefährten ganz verschluckt hat und nur noch einsame Bretter in den Fluten treiben. Und die Geisterwelle aus dem 16. Jahrhundert (2015) kommt gar mutterseelenallein daher. (Roman Gerold, 31.1.2017)