Basel – Forscher des Friedrich Miescher Instituts (FMI) in Basel haben im Gehirn von Mäusen Zellen entdeckt, die zwischen Schockstarre und Flucht umschalten. Das Forscherteam um Andreas Lüthi hat in der oft auch als "Angstzentrum" des Gehirns bezeichneten Amygdala zwei Zelltypen identifiziert, die einander beeinflussen und so über die Reaktion auf eine reale oder vermutete Gefahr entscheiden. Ein ähnlicher "Schalter" könnte auch im menschlichen Gehirn existieren, vermuten die Wissenschafter im Fachjournal "Nature".

Der eine Zelltyp ist demnach für das Auslösen der Flucht zuständig, der andere für die Schockstarre. Beide Zelltypen sind über neuronale Verbindungen miteinander verknüpft und hemmen einander gegenseitig. Diese Hemmung muss jeweils durch Signale aus anderen Hirnregionen ausgeschaltet werden, damit sich das entsprechende Verhalten ausprägen kann.

Aus dem Gleichgewicht

"Es besteht also ein Gleichgewicht, das bei Gefahr rasch in die eine oder andere Richtung kippen kann", erklärte Studienautor Jonathan Fadok. "Dabei können der Kontext, Sinneseindrücke wie Geräusche oder Gerüche, aber auch Erfahrungen und Emotionen berücksichtigt werden."

Zwar ist nicht klar, ob dieselben Zellen auch beim Menschen das Angstverhalten bestimmen. Aber da Starre und Flucht bei vielen Tieren vorkommen, weil sie das Überleben sichern, vermuten die Forschenden einen ähnlichen Mechanismus im menschlichen Gehirn. Ein verschobenes Gleichgewicht im Wechselspiel dieser Zellen könnte auch eine Rolle bei Angststörungen spielen. (APA, red, 27. 1. 2017)