Die S-Wohnbaubank hat 2016 trotz der sehr niedrigen Zinsen um 60 Prozent mehr Wohnbauanleihen verkauft als im Jahr davor.

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Die S-Wohnbaubank hat im Vorjahr deutlich mehr Wohnbauanleihen verkauft – trotz der sehr niedrigen Zinsen. Insgesamt wurden Anleihen im Wert von 131,6 Millionen Euro ausgegeben. Das sind über 60 Prozent mehr als im Jahr davor, in dem Anleihen im Wert von 82 Millionen Euro verkauft wurden.

Den Anstieg haben vor allem die KMU-Anleihen gebracht, mit denen Klein- und Mittelbetriebe den Gewinnfreibetrag nutzen können, sagt Astrid Kratschmann, Vorstandsdirektorin der S-Wohnbaubank und der S-Bausparkasse. Für das heurige Jahr wird mit einem leichten Rückgang der Emissionen gerechnet.

Die KMU-Wohnbauanleihen haben sich im Vorjahr auf 56,2 Millionen Euro fast verdoppelt. Sie machen 43 Prozent der Emissionsleistung der S-Wohnbaubank aus. Den größten Anteil haben mit 49 Prozent die fix verzinsten Tranchen, der Rest entfällt auf variabel verzinste Anleihen.

Im Vorjahr haben also nur wenige Anleger zu variabel verzinsten Anleihen gegriffen. Ein Zeichen dafür, dass offenbar nur wenige an steigende Zinsen glaubten, sagt Andreas Buttinger, Prokurist der S-Wohnbaubank. Das große Plus bei den Wohnbauanleihen zeige aber, dass sich die Österreicher an das niedrige Zinsniveau gewöhnt hätten.

Magere Erträge bei Bausparern "politisch gesteuert"

Für die mageren Erträge bei Bausparern macht Kratschmann die Europäische Zentralbank (EZB) verantwortlich. Die niedrigen Zinsen seien ein politisch gesteuertes Thema, sagt sie. "Solange die EZB Geld in den Markt schwemmt, kann man mit normalem Sparen sein Vermögen nicht vermehren. In dem Umfeld sind wir alle."

In der neuen Ausgabe des "Konsument" wird festgestellt, dass Bausparzinsen samt der staatlichen Prämie von der Inflation aufgefressen werden. Die Nettorendite für variabel verzinste Bausparverträge liege demnach bei nur 0,5 Prozent, für Fixzinsverträge zwischen 0,6 und 0,7 Prozent. Die durchschnittliche Inflation lag im vergangenen Jahr demgegenüber bei 0,9 Prozent. Im Dezember ist sie auf 1,4 Prozent gestiegen, was der höchste Wert seit knapp zwei Jahren ist.

Keine Kündigung von Altverträgen

Für die Probleme mit hochverzinsten alten Bausparverträgen habe man inzwischen eine Lösung gefunden. In der S-Bausparkasse hatte man beklagt, dass einige Kunden mit hohen Einlagen die Bausparverträge als reine Kapitalanlage zweckentfremdet hätten. "Wir haben uns mit all jenen Kunden, die das Bausparsystem nicht entsprechend genutzt haben, bereits geeinigt", sagt Kratschmann. Anders als es Sparkassen in Deutschland tun, habe die S-Bausparkasse keine alten Verträge gekündigt. (Philipp Bauer 26.1.2017)