Neue Satellitenaufnahmen zeigen, dass radikalislamische Extremisten offenbar weitere Anlagen der antiken Stadt nach der Rückeroberung zerstört haben
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Gerüchte gab es bereits zum Jahreswechsel, nun wurden sie durch Satellitenaufnahmen bestätigt: Extremisten des "Islamischen Staats" (IS) haben in der syrischen Wüstenstadt Palmyra erneut antike Baudenkmäler zerstört. Nach ihrer Vertreibung im März 2016 hatte der IS die Stadt im Dezember ein zweites Mal erobert.
Nun wurde der in der Antike erbaute Tetrapylon – ein über der wichtigsten Straßenkreuzung errichteter viereckiger Prunkbau – laut dem Direktor der syrischen Antikensammlung, Maamun Abdulkarim, zerstört.
Auf Satellitenaufnahmen ist zu sehen, dass von ursprünglich 16 Säulen des Tetrapylons nur noch vier stehen. Das Monument markierte ein Ende der Kolonnade von Palmyra. Die einzigartigen, mehr als 1.800 Jahre alten Ruinen zählen zum Unesco-Weltkulturerbe.
Glück im Unglück: Von den 16 Säulen des massiv beschädigten Tetrapylons ist nur eine ein Original aus römischer Zeit, wie Andreas Schmidt-Colinet, Professor für Archäologie an der Universität Wien, der dpa erklärte. Die anderen Säulen seien Anfang der 1960er-Jahre rekonstruiert worden.
Auch Teile des einstigen Theaters liegen in Trümmern.
Das zerstörte Tor der Bühnenwand des Amphitheaters wurde demnach bis Anfang der 1990er-Jahre restauriert. Dafür seien Originalteile und modernes Material verwendet worden, sagte Schmidt-Colinet. Beim Giebel des Tores habe es sich um ein Original gehandelt.
Das antike Theater der Stadt kam zu trauriger Berühmtheit, als darin 25 IS-Kämpfer im Teenageralter 25 Gefangene hinrichteten und das auf einem Video dokumentierten, das im Juli 2015 veröffentlicht wurde.
Zweite Zerstörungswelle
Der IS hatte Palmyra erstmals im Mai 2015 eingenommen. Während ihrer Herrschaft zerstörten die IS-Kämpfer dort zahlreiche einzigartige Kulturgüter, darunter den berühmten Baal-Tempel, den Triumphbogen und mehrere antike Grabtürme.
Vergangene Woche sollen Beobachtern zufolge außerdem Menschen in der Nähe der archäologischen Stätte hingerichtet worden sein. Auch der österreichische Jihadist Mohamed M. soll in der Vergangenheit in Palmyra an der Ermordung von insgesamt neun Menschen beteiligt gewesen ein. Ein im August 2015 veröffentlichtes Video zeigt ihn, wie er einen vor ihm knienden Mann erschießt, gegen Mohamed M. wird in Österreich deshalb wegen Mordes ermittelt. (stb, 26.1.2017)
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