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Foto: AP/Richard Drew

New York/Wien – Wenige Tage nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump überspringt der Dow Jones erstmals die Marke von 20.000 Punkten – und schloss am Abend auch damit. Beflügelt wurden die Kurse von positiven Quartalsbilanzen und den Aussichten auf Konjunkturstützen der US-Regierung unter dem neuen Präsidenten Donald Trump. "Die Trump-Rally ist intakt und wieder da", sagte Neil Wilson, Marktanalyst bei ETX Capital. Vor allem die Entscheidungen Trumps, umstrittene Pipelineprojekte voranzutreiben, und das Treffen mit den Spitzen der US-Autoindustrie komme bei den Anlegern gut an.

Überraschend gute Unternehmensberichte

Für Auftrieb sorgte auch der bisherige Verlauf der Berichtssaison zum vierten Quartal. Von den 79 Unternehmen, die Einblick in ihre Bilanzen zum Jahresende gewährt haben, übertrafen rund 70 Prozent die Erwartungen der Analysten. Jüngstes Beispiel war der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing, der 2016 beim Gewinn positiv überrascht hatte.

Grafik: APA

Zusätzlichen Auftrieb verlieh der Aktie auch die Ankündigung, heuer mehr Flugzeuge ausliefern zu wollen als im Vorjahr. Trotz roter Zahlen hat auch der Aluminiumproduzent Alcoa positiv überrascht. Der Konzern profitiert von steigenden Aluminiumpreisen und erwirtschaftete nach der Aufspaltung mehr Umsatz als erwartet. Die Verhüttungssparte firmiert weiter unter Alcoa, die auf hochwertige Aluminium- und Titanlegierungen spezialisierte Schwester heißt nun Arconic.

Auch Europas Börsen im Aufwind

Auch an Europas Börsen herrschte ausgelassene Stimmung, der deutsche Leitindex Dax stieg auf das höchste Niveau seit Juli 2015. Selbst ein schwacher Ifo-Index konnte den Appetit der Anleger kaum zügeln. Stark nachgefragt wurde die Deutsche Bank. Gut angekommen sind Aussagen von Insidern, wonach die neue Strategie einen Börsengang der Vermögensverwaltung vorsehen soll, die als Perle der Bank gilt. Auch die meisten übrigen Finanzwerte legten zu, etwa Unicredit oder die spanische Santander nach überraschend guten Bilanzzahlen.

Die deutlich höher notierten Finanztitel Erste Group und RBI waren auch die Triebfedern des Anstiegs des Wiener Leitindex ATX. Auch VIG und Immofinanz standen hoch in der Gunst der Börsianer, während EVN an Wert einbüßte. Allerdings wurde das Papier des Energieversorgers mit Dividendenabschlag gehandelt.

Bei dem ausgelassenen Treiben auf der Aktienseite hatten die Anleger wenig Lust auf sichere Häfen wie Gold oder Staatsanleihen aus den USA oder Deutschland. Der Euro hingegen wurde vom Rekordlauf des Dow Jones kaum bewegt.

18 Jahre für Verdopplung gebraucht

Erstmals berechnet wurde der bekannteste Aktienindex der Welt am 25. Jänner 1896 aus den Kursen von zwölf Unternehmen, von denen bloß General Electric auch heute noch Indexmitglied ist. Auffallend ist, dass der Dow Jones diesmal mit fast 18 Jahren ziemlich lange für seine Verdoppelung gebraucht hat. Der Sprung von 5.000 auf 10.000 Zähler erfolgte während der Internet-Hausse in nur etwas mehr als drei Jahren bis Frühjahr 1999. Diesmal bremsten jedoch zwei Aktienbaissen, die erste nach der Jahrtausendwende, als die New-Economy-Blase geplatzt war, sowie die zweite nach der Finanzkrise ab 2008, den Aktienindex jahrelang aus.

Seinen größten Tagesgewinn erzielte das Börsenbarometer übrigens knapp nach der Lehman-Pleite. Nach etlichen Verlusttagen hatte eine Zwischenrally den Index im Oktober 2008 um elf Prozent in die Höhe getrieben, bevor neuerlich Verkaufswellen einsetzten. Seinen stärksten Tagesabsturz hatte der Dow am "Black Monday" im Oktober 1987 verzeichnet, als der Index nach Panikverkäufen um fast 23 Prozent eingebrochen war.

Die 120-jährige Geschichte des Dow Jones

25. Jänner – 26. Mai 1896: Der Dow Jones Industrial Average debütiert mit zwölf Mitgliedern: American Cotton Oil, American Sugar Refining, American Tobacco, Chicago Gas, Distilling & Cattle Feeding, General Electric (GE), Laclede Gas Light, National Lead, North American Co., Tennessee Coal, Iron & Railroad, US Leather und US Rubber.

1. April 1901: Der durch den Zusammenschluss mehrerer Stahlkocher gebildete Konzern US Steel steigt in den Dow Jones auf. Das zu dieser Zeit größte Unternehmen der USA bleibt dort bis Mai 1991.

7. November 1907: US Steel übernimmt Tennessee Coal, Iron & Railroad. Das ist die einzige Fusion zweier Dow-Werte. Für Tennessee Coal rückt GE wieder auf, das in den Jahren zuvor zweimal aus dem Dow herausgefallen war.

1916: Der Dow wird auf 20 Werte erweitert. Ab 1928 hat er 30 Mitglieder.

1. Oktober 1928: John D. Rockfellers Ölkonzern Standard Oil steigt in den Dow auf. Standard Oil wird 1972 zu Exxon und nach der Übernahme von Mobil Oil 1999 zu Exxon Mobil.

1928: Die Berechnung des Dow wird leicht verändert, um Kursausschläge durch Aktiensplits und beim Austausch einzelner Indexmitglieder zu verhindern.

28./29. Oktober 1929: Am Schwarzen Montag und Schwarzen Dienstag fällt der Dow um insgesamt 23 Prozent. Der 12,8-prozentige Kurseinbruch vom 28. Oktober bleibt bis zum Schwarzen Montag 1987 der größte Tagesverlust.

3. Juli 1956: International Paper steigt in den Dow auf. In den 17 Jahren und drei Monaten zuvor war die Zusammensetzung unverändert geblieben – so lange wie nie.

14. November 1972: Der Dow schließt erstmals über 1.000 Punkten.

19. Oktober 1987: Am Schwarzen Montag bricht der Dow um 22,6 Prozent ein – der größte Tagesverlust seiner Geschichte. In den fünf Jahren zuvor hatte er insgesamt rund 250 Prozent zugelegt.

29. März 1999: Der Dow schließt erstmals über 10.000 Punkten.

1. November 1999: Als erste an der Technologiebörse Nasdaq gelistete Firmen werden Microsoft und Intel in den Dow aufgenommen. Die Entscheidung spiegelt die gestiegene Bedeutung der IT-Branche für die US-Wirtschaft wider.

17. September 2001: Die US-Börse öffnet erstmals nach den Anschlägen vom 11. September. Der Dow fällt um 684,81 Punkte – in absoluten Zahlen der drittgrößte Tagesverlust seiner Geschichte. Prozentual büßt er 7,1 Prozent ein.

29. September 2008: Wenige Tage nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers fällt der Dow um 777,68 Punkte, in absoluten Zahlen der größte Tagesverlust seiner Geschichte.

13. Oktober 2008: Der Dow verbucht mit plus 11,08 Prozent den größten Tagesgewinn seiner Geschichte.

9. März 2009: Die Finanzkrise drückt den Dow auf 6.547,05 Punkte. Damit liegt er wieder auf dem Niveau von 1997.

6. Mai 2010: Der "Flash Crash" drückt den Dow binnen Minuten um mehr als 1.000 Punkte. Auslöser ist ein Fehler in einem computergesteuerten Handelsprogramm eines sogenannten Algo-Traders.

25. Januar 2017: Wenige Tage nach der Amtseinführung von Donald Trump überspringt der Dow erstmals die Marke von 20.000 Punkten. (Reuters, APA, aha, 25.1.2017)