Kurz vor dem Internationalen Holocaust-Gedenktag präsentiert die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Internet letzte Briefe von Verfolgten an ihre Angehörigen. Die neun Schriftstücke seien von Kindern und Erwachsenen im Jahr 1941 geschrieben worden, teilte Yad Vashem am Montag in Jerusalem mit. Sie seien in Konzentrationslagern, in Ghettos und auf der Flucht entstanden.

Kleiner Einblick in das Leben der Betroffenen

Die Ausstellung "Letzte Briefe aus dem Holocaust: 1941" sei der Auftakt zu mehreren Ausstellungen dieser Art. In einem der Briefe schrieb Perla Tytelman aus dem Warschauer Ghetto an ihre Tochter Rachel: "Du solltest von dem Gedanken getröstet sein, dass das hier irgendwann enden muss, und dass wir dann wieder glücklich zusammen sein werden. Unsere Sehnsucht nacheinander kennt keine Grenzen – Mamush (Mama)." Perla Tytelman wurde von den Nazis ermordet. Ihre Tochter überlebte.

"Diese letzten Briefe geben uns einen kleinen Einblick in das Leben dieser Individuen", sagte der Forscher Jona Kobo laut der Mitteilung. "Sie bieten uns ein Zeugnis aus erster Hand, welchen Härten sie begegneten sowie ihrer Sehnsucht, mit ihren Familien wieder vereint zu sein."

Die Briefe stammen unter anderem aus Polen, Lettland, Frankreich und Österreich. Überlebende und ihre Familien haben die Briefe laut Yad Vashem gestiftet.

Gedenkwand auf Facebook

Auf Facebook bietet die Holocaust-Gedenkstätte zudem die "IRemember Wall" (Ich-gedenke-Wand). Dort können sich Nutzer registrieren lassen. Deren Profile werden anschließend mit den Profilen von Holocaust-Opfern aus der zentralen Datenbank von Yad Vashem verknüpft und auf Facebook gepostet.

Yad Vashem ("Denkmal und Name") ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt. Sie wurde 1953 auf Beschluss des israelischen Parlaments gegründet. Wissenschafter haben dort das weltweit größte Archiv zum Thema aufgebaut und unter anderem die Namen von etwa viereinhalb Millionen ermordeten Juden dokumentiert.

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) wird Yad Vashem am kommenden Montag einen Besuch abstatten. (APA, 23.1.2017)