Der Lithium-Gehalt des Gesteins ist hoch. Die Probebohrungen auf dem Teil der Koralpe, der aus historischen Gründen Weinebene genannt wird, wurde im Herbst aufgenommen, sie werden demnächst abgeschlossen.

Foto: European Lithium
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Wolfsberg/Klagenfurt/Wien – Es ist ein australisches Unternehmen mit dem etwas verwirrenden Namen European Lithium, das in der Gegend zwischen Wolfsberg und Frantschach in Kärnten seit geraumer Zeit bergbauerisch tätig ist. Mit Probebohrungen wurde im Herbst des Vorjahres begonnen und dabei neuerlich sondiert, wie groß die Lagerstätte ist.

Die noch nicht ganz abgeschlossenen Untersuchungen zeigten vielversprechende Ergebnisse, sagt Steve Kesler, CEO von European Lithium. Wesentlich mehr von dem Metall dürfte es in der Gegend, die Weinebene genannt wird, geben; auch dürfte die Qualität besser sein als bisher bekannt. Bis zum Frühling soll nun ein Komplettbericht dazu vorliegen; dann wird auch die Entscheidung gefällt, ob das Lithium kommerziell abgebaut wird.

Stillgelegte Mine

Dass es dort beträchtliche Vorkommen des Alkalimetalls gibt, ist schon lange bekannt. Ein Vorvoreigentümer der jahrzehntelang stillgelegten Mine war die Republik Österreich. Diese hatte in den 1970/80er-Jahren Probebohrungen durchgeführt, mit schon damals prospektiven Ergebnissen. Allerdings gab (und gibt) es günstige, weil im Tagbau zu erhaltende Vorkommen vor allem in bolivianischen Salzseen. Eine Gewinnung im Untertagebau, noch dazu in Europa, war da bisher keine lukrative Variante.

Diese Voraussetzungen haben sich in den letzten Jahren aber deutlich geändert. Die Nachfrage nach Lithium ist seit längerem im Steigen, die Preise auch. Das Vorkommen wurde innerhalb der EU als strategisch bedeutend angesehen. Vor allem in den Batterien von Elektroautos oder in Mobiltelefonen ist Lithium mittlerweile ein unverzichtbarer Bestandteil.

Problem Wasser

Der Bürgermeister von Wolfsberg, Hans-Peter Schlagholz (SPÖ), schätzt, dass bis zu 150 Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, wenn das Material nicht nur aus dem Boden gefördert, sondern auch vor Ort extrahiert, also aus dem Gestein gelöst wird. Dafür allerdings benötigt es viel Wasser, und im Lavanttal gibt es eher Trinkwassermangel, erläutert Albert Kreiner von der Wirtschaftsabteilung der Kärntner Landesregierung: "Es gibt dort keine bekannten Trinkwasserquellen." Auf Natur- und Wasserschutz werde besonderes Augenmerk gelegt werden müssen, sagt er.

Man werde darauf drängen, dass Abbau und Extrahierung auf dem technologisch letzten Stand durchgeführt werden, sagt Schlagholz. "Die Verfahren, auch mit der Wasseraufbereitung, haben sich sehr verbessert." Die Entscheidungen fällt letztlich der Bund im zuständigen Wirtschaftsministerium. Kesler, der CEO von European Lithium, betont, dass mit der Bergbaubehörde eng zusammengearbeitet wird; diese hätte auch die alten Originalaufzeichnungen über frühere Bohrungen zur Verfügung gestellt. Eingebunden seien auch Umweltbüro Klagenfurt, der internationale Mining-Consultant SRK sowie die Bürgermeister von Frantschach und Wolfsberg. Allerdings, sagt Kesler, sei die Gegend dort "keine Wildnis, sondern ein kommerziell genutzter Wald".

Hohe Vorinvestitionen

Auf 200 Millionen Euro beziffert der CEO die Investitionen für die Vorarbeiten bis zur kommerziellen Förderung. Darin rechnet er auch die Kosten ein, die laufend aus den neuen Aufschließungsbohrungen und Untersuchungen entstehen. Ziel sei, das Lithium-Mineral Spodumene für die Glaskeramikindustrie herzustellen.

European Lithium ist aus der australischen Firma East Coast Minerals entstanden, die sich wiederum in die Global Strategic Metals umbenannt hat. Im Vorjahr wurde Global Strategic Minerals gestrafft; das Unternehmen fokussiert im Wesentlichen auf Bergbauprojekte in Australien. Auch um Geld aufzustellen, wurde das Wolfsberg-Projekt herausgelöst und im September unter European Lithium an die australische Wertpapierbörse in Sydney, ASX, gebracht.

Ehemaliger Besitz der Republik

Die Mine war jahrzehntelang im Besitz der Republik Österreich gewesen und ist 1991 um einen Schilling von der damaligen Verstaatlichtenholding ÖIAG an das Unternehmen Kärntner Montanindustrie (KMI) des Industriellen Andreas Henckel-Donnersmarck gegangen. Verkauf und Kaufpreis hatten damals zu parlamentarischen Diskussionen geführt. Letztlich war die Zeit damals aber nicht reif für einen Abbau.

Die KMI, die über die Jahre die Instandhaltung der Grube sicherstellen musste, verkaufte sie 2011 um kolportierte 9,25 Millionen Euro an die Australier. (Johanna Ruzicka, 23.1.2017)