Die Südkoreanerin Inbee Park gewann 2016 in Rio de Janeiro das olympische Damenturnier.

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Tokio – Yuriko Koike hat sich noch einigermaßen vornehm zurückgehalten. "Großes Unbehagen", sagte sie, bereite ihr die Tatsache, dass der Kasumigaseki Country Club Frauen nicht als Vollmitglieder akzeptiert – und dass Frauen dort an Sonntagen nicht Golf spielen dürfen. Der Sonntag ist der Tag der Herren, Yuriko Koike ist die Gouverneurin von Tokio, Tokio ist Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2020. Und just der Kasumigaseki Country Club soll in drei Jahren das olympische Golfturnier veranstalten.

Der Golfsport findet sich also – nicht zum ersten Mal – in einer Sexismusdebatte wieder. Erst im Vorjahr hatte der berühmte Muirfield Golf Club bei Edinburgh das Recht verspielt, die British Open, eines der vier jährlichen Major-Turniere, zu veranstalten. Auch in diesem Club, er wurde 1744 gegründet, sind Frauen nicht als Mitglieder zugelassen. Ein Antrag unter den männlichen Mitgliedern, der auf die Aufnahme von Frauen abzielte, hatte die erforderliche Zweidrittelmehrheit knapp, aber doch verfehlt. In den kommenden Monaten soll eine weitere Abstimmung stattfinden. Klar ist immerhin, dass Muirfield als reiner Herrenclub die British Open nicht mehr veranstalten darf.

Wende in Augusta

Der nicht minder berühmte, wenn auch etwas weniger altehrwürdige Augusta National Golf Club (Gründungsjahr 1932), lässt Frauen seit 2012 als Mitglieder zu. Vorher hatten sie den Kurs, auf dem traditionell das US Masters stattfindet, nur als Gast eines Mannes bespielen dürfen. Nach großem öffentlichen Druck hat Billy Payne als Vorsitzender des Clubs am 20. August 2012 verkündet: "Dies ist ein sehr freudiger Anlass, weil wir die Ministerin Condoleezza Rice und Darla Moore als Mitglieder begrüßen dürfen."

Rice, ehemalige US-Außenministerin, und Moore, Managerin aus dem Bankenwesen, waren in Augusta quasi die Türöffnerinnen, auf die Tokio noch wartet. Ein Bericht der Plattform "Insidethegames" hat auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf den Plan gerufen. Wie der britische "Telegraph" berichtet, hat das IOC bereits die International Golf Federation (IGF) aufgefordert, Druck auf die Olympia-Veranstalter auszuüben.

Machtwort von Bach?

Ein Sprecher des 1929 gegründeten Kasumigaseki Country Clubs, der in der Saitama-Präfektur nordwestlich von Tokio beheimatet und einer der ältesten Privatclubs in Japan ist, hat bereits angedeutet, dass auch hier eine Abstimmung unter den Mitgliedern nötig wäre. Bei negativem Ausgang dieser Abstimmung wäre davon auszugehen, dass IOC-Präsident Thomas Bach ein Machtwort spricht und das olympische Golfturnier an einen anderen Klub vergeben wird, an einen Klub jedenfalls, der auch Frauen offen steht.

Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC, sagte am Donnerstag dem Standard: "Für österreichische Verhältnisse ist das unvorstellbar. Ich gehe davon aus, dass sich entweder in diesem Club umgehend etwas ändert, oder dass es einen Venue-Wechsel gibt." Mennel ist überzeugt davon, dass es in und um Tokio "mit Sicherheit genügend andere Golfplätze gibt".

Das IOC, das Sportarten forciert, die von Männern und Frauen gleichermaßen betrieben werden, und Bach, der die Olympischen Spiele modernisieren will, befinden sich in der Klemme. Eine anhaltende Sexismusdebatte würde Bachs Glaubwürdigkeit, die schon vor und in Rio wegen seines Umgangs mit dem russischen Dopingskandal litt, weiter beschädigen.

Olympiasiegerin in Rio

Golf, in den Jahren 1900 (Paris) und 1904 (St. Louis) schon olympisch, kehrte erst 2016 (Rio de Janeiro) ins Programm zurück. Natürlich gab es nicht nur ein Männerturnier, das der Brite Justin Rose, sondern auch ein Frauenturnier, das die Südkoreanerin Inbee Park gewann. Österreich war in Rio durch Bernd Wiesberger (11.) und Christine Wolf (43.) vertreten. (Fritz Neumann, 19.1.2017)