Kaum sind die Feiertage vorüber, wird die Innenpolitik von einem Ereignis erschüttert, das durch ein klassisches Weihnachtsdilemma ausgelöst wurde: Was schenkt man einem Mann, der schon alles hat? Schon vor zehn Jahren hat diese Frage einigen Gästen der Feier von Erwin Prölls sechzigstem Geburtstag Kopfzerbrechen bereitet. Nachdem alle Möglichkeiten eines Kollektivgeschenks (Harley-Davidson, Weltreise, Kellerausbau für Hobbyraum, Haartransplantation etc.) angedacht und wieder verworfen worden waren, einigte man sich auf die unoriginellste, aber beliebteste Verlegenheitslösung: Geld.

Doch der auf diese Art mit 150.000 Euro beschenkte Jubilar dürfte sich über die unpersönliche Einfallslosigkeit dieses Präsents gekränkt haben. Mit der gleichen Enttäuschung, mit der man unerwünschte Gaben wie bunte Krawatten oder selbstgemachte Eierliköre in die hintersten Fächer von Kleiderkästen und Küchenkredenzen stopft, hat er das Geld in einer nach ihm benannten Stiftung verräumt. Und dann ist es ihm genauso ergangen wie allen Beschenkten, die aus Höflichkeit nie sagen würden, dass die Krawatte schiach und der Eierlikör grauslich ist, sondern aus reiner Rücksichtnahme auch noch Freude über das Geschenk heucheln: Alle glauben einem, und zum nächsten Fest gibt es die nächste Krawatte samt Eierlikör.

Ein Teufelskreis also, der im Fall des Landeshauptmanns dazu führte, dass die niederösterreichische Landesregierung Jahr für Jahr zur Zeit von Erwins Geburtstag eine Subventionierung der Dr.-Erwin-Pröll-Privatstiftung beschloss, wodurch diese mittlerweile über 1,5 Millionen Euro verfügen kann. Um beim Geschenkvergleich zu bleiben: Die Krawatten und Eierliköre sprengen alle Kasten- und Kredenztürln, was einen ordnungsliebenden Menschen wie Pröll schließlich entnervt das Handtuch werfen ließ.

Dass diese rituellen Gaben aus Steuergeld bestanden, war wohl der nachvollziehbaren Überlegung "Geht's dem Erwin gut, geht's uns allen gut" geschuldet, hat aber mancherorts für Kritik gesorgt. Kritik, der seitens der ÖVP zunächst mit dem verblüffenden Argument "Das Geld ist ja noch da!" begegnet wurde (eine Rechtfertigung, die auch einem auf frischer Tat ertappten Bankräuber offenstünde), die schließlich aber doch dazu geführt hat, sich Gedanken über einen Zweck der Stiftung zu machen.

Das Ergebnis dieser Überlegungen ist die Errichtung einer "Akademie für den ländlichen Raum". Was dort gelehrt werden soll, ist noch unklar. Anbieten würden sich Lehrgänge wie "Lügen sind keine Krisen-PR" für Landesparteigeschäftsführer oder "Was bedeutet Opposition?" für SPÖ, FPÖ und Team Stronach. Wie dringend nötig diese drei Landesparteien Weiterbildung hätten, beweist ihre der Öffentlichkeit bislang verheimlichte Zustimmung zur Subventionierung der Pröll-Stiftung. In ihrer Rechtfertigung dafür bezeichnet sich SPÖ-Vizelandeshauptfrau Karin Renner wörtlich als "Landesregierer der SPÖ". Eine Formulierung, die so wenig deutsch wie realitätsbezogen ist. Mit dem Regieren hat die SPÖ Niederösterreich nämlich so viel zu tun wie an der Hand von Spielern einlaufende Kinder am Beginn eines Fußballspiels mit dem Ergebnis desselbigen. (Florian Scheuba, 18.1.2017)